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Energiepreise: Ist jetzt der Staat gefordert, um die Industrie zu retten?

Die Wasserstoffrevolution in Deutschland stockt: Während führende Politiker um den Einsatz von Fördergeldern streiten, zeigt eine aktuelle Studie, dass die Industrie angesichts hoher Strompreise und fehlender Infrastruktur dem Markthochlauf von grünem Wasserstoff skeptisch gegenübersteht und drastische Maßnahmen fordert!

Die Diskussion um die Entlastung der deutschen Industrie von hohen Energiepreisen erhält neuen Schwung. Vor dem Hintergrund der Verzögerungen beim Baustart der Intel-Fabrik in Magdeburg wird nun verstärkt gefordert, die eigentlich für den Chiphersteller vorgesehenen staatlichen Fördergelder für die Senkung der Strompreise zu verwenden. DIHK-Präsident Peter Adrian betont die Dringlichkeit, die Gelder aus dem Klima- und Transformationsfonds zur Senkung der Netzentgelte zu nutzen. Während Finanzminister Christian Lindner die Mittel lieber zur Haushaltskonsolidierung einsetzen möchte, steht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf der Seite der Strompreissenkung.

Die Unternehmen, insbesondere die energieintensive Industrie, stehen jedoch vor einer weiteren Herausforderung: Der langsame Fortschritt im Bereich Wasserstoff. Eine aktuelle Untersuchung des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) zeigt, dass trotz der hohen Erwartungen an klimaneutral produzierten Wasserstoff, die Bewertung des derzeitigen Markthochlaufs nur mit 44 von 100 Punkten ausfällt. Der Rückstand in der Entwicklung des marktfähigen Wasserstoffs zeigt sich besonders deutlich im Bereich der Infrastruktur, die dringend ausgebaut werden muss.

Herausforderungen beim Ausbau der Infrastruktur

Die mangelnde Infrastruktur für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff ist ein großes Hemmnis für die Branche. Aktuell existieren keine öffentlichen Pipelines zur Beförderung von Wasserstoffgas. Zukünftige Pläne der Fernleitungsnetzbetreiber sehen vor, bis 2032 ein Netz von rund 9.000 Kilometern für Wasserstoffleitungen zu errichten. Unter anderem werden in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven Terminals für die Anlandung von flüssigem Wasserstoff gebaut.

Gerald Linke, der Vorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), betont, dass die schnelle und klare Planung der Regionalinfrastruktur sowie der Ausbau der Verteilnetze entscheidend seien. Ein politisches Bekenntnis zur Verwendung von blauen Wasserstoff—der aus Erdgas gewonnen wird und dessen CO2-Emissionen gespeichert werden—könnte laut Linke ein wichtiges Signal für die Branche senden. Im Gegensatz dazu wird grüner Wasserstoff aus Wasser unter Einsatz von Ökostrom gewonnen und gilt als die reinere Option.

Kritik an der Nationalen Wasserstoffstrategie

Der Bochumer Energieökonom Graham Weale äußerte während des Branchentreffens im Ruhrgebiet Bedenken zur finanziellen Tragfähigkeit der Nationalen Wasserstoffstrategie. Laut Weale könnten die Kosten für ein Kilogramm grünen Wasserstoff dreimal so hoch sein wie ursprünglich geplant, was die Verpflichtung der Industrie, für saubere Produktionsmethoden mehr zu zahlen, gefährdet. „Jeder Euro zählt“, so das Fazit des Experten. Viele Initiativen sind wirtschaftlich nicht tragfähig, wodurch der Vorschlag von Weale, vorerst vermehrt auf blauen Wasserstoff zu setzen, an Relevanz gewinnt.

Die hohen Kosten des Wasserstoffmarktes stellen jedoch eine erhebliche Hürde dar. Die Bundesregierung plant, die Kosten, die den ersten Nutzern des Wasserstoffnetzes entstehen, über ein Amortisationskonto zu verteilen. Christoph Müller, Geschäftsführer von Amprion, fordert jedoch, dass die finanziellen Lasten aus dem umfangreichen Anschluss an die nationalen Elektrolyseure nicht allein auf die Netzentgelte umgelegt werden, da insbesondere die mittelständische Wirtschaft dies nicht stemmen kann.

Die Diskussion um die Energiepreise und die Entwicklung des Wasserstoffmarktes ist von zentraler Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung den notwendigen Druck aufbauen kann, um die Entwicklung in diesen Schlüsselbereichen entscheidend voranzutreiben.

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