PotsdamPrignitz

Mysteriöse Spuren unter Grünen: Ehemaliger jüdischer Friedhof wird erkundet

Geophysik-Professor Dr. Jens Tronicke und seine Studenten aus Potsdam graben diese Woche im ehemaligen jüdischen Friedhof von Lenzen erfolgreich nach den Spuren einer vergessenen Vergangenheit – ein Schritt zur Wiederbelebung der Erinnerung und zur Klärung der künftigen Gedenkpolitik!

In Lenzen, einst Standort eines jüdischen Friedhofs, wird diese Woche mit modernen geophysikalischen Methoden geforscht. Der Professor für Geophysik, Dr. Jens Tronicke von der Universität Potsdam, hat gemeinsam mit drei Studierenden einen Praktikumskurs zur Anwendung von Geophysik im Freien gestartet. Dabei kommen innovative Technologien wie ein Elektrikmagnetik-Sensor zum Einsatz, der es ermöglicht, unter der Erdoberfläche nach Überresten des Friedhofs zu suchen.

Der Professor erklärt, dass der Sensor nicht nur auf Metall reagiert, sondern auch in der Lage ist, Strukturen in Tiefen von bis zu drei Metern zu erkennen. „Wir hoffen, Hinweise auf frühere Grabstellen oder Mauerreste zu finden“, so Tronicke. Der Sensor liefert wertvolle Daten, die eine detaillierte Analyse der unterirdischen Gegebenheiten ermöglichen, ohne dabei die Landschaft zu stören.

Studentische Mitwirkung

Die Untersuchungen, die am Montag begonnen haben, werden die gesamte Woche über andauern. Dienstagmittag wurde die Aufgabe zur Flächenscanning von Paulina Nitschke und Diyorbek Toshniyozov übernommen. Nitschke, die aus Plauen in Sachsen stammt, und Toshniyozov, ein Austauschstudent aus Usbekistan, arbeiten intensiv an diesem Projekt. Als Teil eines internationalen Teams an der Universität Potsdam, wo Toshniyozov 2023 durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) angekommen ist, setzen sie ihr Wissen in die Praxis um.

Die Arbeit der Studierenden besteht darin, die Gesamtfläche des ehemaligen Friedhofs gründlich zu scannen und detaillierte computergestützte Bilder zu erstellen. „Ein Grabstein besitzt andere elektromagnetische Eigenschaften als der umgebende Boden“, erläutert Nitschke, um den Prozess des Scannens verständlicher zu machen.

Wichtigkeit des Projekts

Die Arbeiten werden am Freitag abgeschlossen und die Ergebnisse dann dem zuständigen Kreisarchäologen übergeben. „Unsere Ergebnisse werden dazu beitragen, festzustellen, wie die Region mit diesem geschichtsträchtigen Ort verfahren kann“, führt Tronicke aus. Diese Forschungen sind Teil einer Vereinbarung, die im Rahmen der Rückübertragung des Geländes an die Jewish Claims Conference (JCC) im November 1994 getroffen wurde. Ein einfühlsames und würdiges Gedenken an diesen Ort war dabei von Anfang an zentral.

Es sind bereits fast 30 Jahre vergangen, seit die JCC das Gelände zurückerhielt. Eine zukünftige Zusammenarbeit mehrerer jüdischer Organisationen, die im April 2024 in Potsdam stattfand, wird der Umgestaltung des Geländes und der Schaffung eines angemessenen Gedenkens an die Geschichte des Friedhofs besondere Aufmerksamkeit schenken. Ulrich Schiller, der in der Nähe des ehemaligen Friedhofs wohnt, hat festgestellt, dass das große Interesse nicht nur an den historischen Aspekten, sondern auch an der Würdigung der jüdischen Opfer der Vergangenheit liegt.

Für weitere Informationen zu diesem Projekt und den bisherigen Entwicklungen können Interessierte den umfassenden Bericht auf www.nordkurier.de nachlesen.

Lebt in Brandenburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"