Frankfurt (Oder)

Heftiger Anstieg des Drogenkonsums im Görlitzer Park: Einblicke von Astrid Leicht

Socialarbeiterin Astrid Leicht beschreibt im Interview, wie seit der Eröffnung eines Konsummobils im Görlitzer Park die Anzahl der Drogenabhängigen dort stark gestiegen ist, während vor allem Nutzer:innen von Crack und Heroin von anderen Stadtteilen in den Park abgewandert sind, was auf die verstärkte Polizeipräsenz in der Umgebung zurückzuführen ist.

Im Görlitzer Park hat sich die Situation rund um den Drogenkonsum in den letzten Monaten stark verändert. Sozialarbeiterin Astrid Leicht, die für den Verein Fixpunkt arbeitet, berichtet, dass seit Juli ein Konsummobil im Park installiert worden ist, um Drogenkonsumenten einen sicheren Ort zu bieten. In diesem Mobil können unter anderem Drogen wie Crack konsumiert werden. Doch die steigende Anzahl von Personen mit ernsthaften Drogenproblemen wirft einen Schatten auf die Bemühungen um mehr Sicherheit und Hilfe.

Leicht erklärt, dass das Problem nicht neu ist: „Der Anstieg beim Crack-Konsum hat vor sechs oder sieben Jahren begonnen.“ Allerdings zeigt sich das in verschiedenen Teilen Berlins unterschiedlich. Während im Stuttgarter Platz in Charlottenburg kaum Crack konsumiert wird, ist die Substanz am Leopoldplatz und insbesondere im Görlitzer Park deutlich präsenter. Hier wurden in den letzten Monaten nicht nur die Konsummuster diversifiziert, sondern auch die Arten der Drogen haben sich verändert.

Die Entwicklung des Drogenhandels

Der Drogenhandel hat sich im Görlitzer Park ebenfalls gewandelt. Wo früher vereinzelt kommerzielle Einzelhändler auftraten, gibt es mittlerweile ausgeklügelte Strukturen. „Früher gab es hauptsächlich Cannabis“, erklärt Leicht. „Jetzt sind fast alle Drogen erhältlich, einschließlich Heroin und Kokain, und das ganz nach der Nachfrage der Nutzer:innen.“ Das Konsummobil wurde ins Leben gerufen, um diesen Drogenproblemen entgegenzuwirken und gleichzeitig die Sicherheit für die Konsumenten zu erhöhen.

Ein weiteres wichtiges Element in der Arbeit von Leicht und ihrem Team ist die Unterstützung der Menschen, die in der Nähe des Parks leben. Der Druck des Elends hat sich im vergangenen Jahr erhöht, was auf eine Art Verdrängungseffekt hinweist: „Nach der Eröffnung der Polizeiwache am Kottbusser Tor hat sich eine große Anzahl von Abhängigen in den Görlitzer Park zurückgezogen“, so Leicht. Polizeiliche Maßnahmen entlang der U-Bahn-Linie U8 haben diesen Trend verstärkt.

Ein zentrales Thema ist, wie das Konsummobil funktioniert. Laut Leicht müssen die Menschen, die das Mobil aufsuchen, sich zunächst identifizieren, um dort Hilfe zu erhalten. Obwohl diese Praxis in erster Linie auf Berlins behördlichen Anforderungen basiert, sorgt sie für Bedenken hinsichtlich der Anonymität der Konsumenten. Intern werden die Daten allerdings vertraulich behandelt.

Die praktische Unterstützung im Konsummobil ist vielseitig. Nutzer:innen erhalten alles Notwendige, um Drogen sicher zu konsumieren, es werden aber auch zusätzliche Dienste wie die Ausreichung von Verpflegung und die Bereitstellung medizinischer Hilfe angeboten. Besonders gefragt sind dabei auch Gespräche mit Sozialarbeitenden, die in Krisensituationen helfen und Informationen über die Unterstützungssysteme im Gesundheitsbereich bereitstellen.

Langfristige Lösungen für den Park

Das Ziel ist es, die Menschen im Park so zu unterstützen, dass sie nicht mehr gezwungen sind, dort Drogen zu konsumieren oder zu übernachten. „Wir möchten, dass die Menschen den Park weiterhin nutzen können, ohne sich in ihrer Abhängigkeit verstecken zu müssen“, betont Leicht. Sie ist überzeugt, dass es ein durchdachtes Konzept zur Koexistenz der verschiedenen Nutzungsgruppen benötigt.

Der planmäßige nächtliche Abschluss des Parks wird von Leicht kritisch betrachtet. Der Park wird besonders in den Sommermonaten von obdachlosen Menschen als Rückzugsort genutzt. Ein Verschließen würde bedeuten, dass diese Menschen kaum eine Alternative hätten, um sich vorobdachloser zu schützen.

Die Herausforderung bleibt, angemessene Lösungen zu finden, ohne die vulnerabelsten Mitglieder der Gesellschaft zu vertreiben. Es ist klar, dass die Situation im Görlitzer Park ein komplexes Zusammenspiel sozialer, gesundheitlicher und sicherheitspolitischer Aspekte darstellt.

Ein komplexes Zusammenspiel sozialer und gesundheitlicher Aspekte

Die Arbeit der Sozialarbeiter:innen im Görlitzer Park ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Umgang mit einer zunehmend kritischen Situation. Während sie versuchen, Unterstützung und Sicherheit für die Konsumenten zu gewährleisten, bleibt der Druck des stetig wachsenden Drogenproblems und der damit verbundenen sozialen Herausforderungen bestehen. Es braucht mehr als nur temporäre Maßnahmen; langfristige Strategien und ein offener Dialog zwischen den verschiedenen Verantwortlichen sind erforderlich, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Der Görlitzer Park im sozialen Kontext

Der Görlitzer Park in Berlin ist nicht nur ein Ort der Erholung und Begegnung, sondern auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt für verschiedene Gruppen, darunter Drogenabhängige, Obdachlose und Migranten. Die Situation im Park spiegelt die komplexen sozialen Herausforderungen wider, mit denen städtische Räume heutzutage konfrontiert sind. Soziale Ungleichheit, der Mangel an Wohnraum und die Schwierigkeit, medizinische und soziale Dienste zu erhalten, tragen zur Problematik der Drogenabhängigkeit und Obdachlosigkeit bei.

Seit den letzten Jahren hat sich die Zusammensetzung der Nutzer des Parks verändert, insbesondere durch zunehmende Polizeipräsenz an anderen Orten. Viele Drogenabhängige, die zuvor in der Umgebung des Kottbusser Tors oder im U-Bahn-Netz von Berlin sichtbar waren, haben sich in den Görlitzer Park zurückgezogen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Nutzer des Parks, sondern auch auf die angrenzenden Wohngebiete, die mit den sozialen Problemen der Parkbesucher konfrontiert sind.

Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze

Die zunehmende Verdrängung von Drogenkonsumenten in den Görlitzer Park stellt die Sozialarbeiter vor neue Herausforderungen. Ein zentraler Aspekt der Arbeit von Organisationen wie Fixpunkt e.V. ist die Bereitstellung von niedrigschwelliger Hilfe und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Konsumenten. Die Einrichtung des Konsummobils, das sicherere Konsummethoden fördert, ist ein direkter Schritt in Richtung Schadensminimierung.

Dennoch sind diese Maßnahmen allein nicht ausreichend, um die tieferliegenden Probleme zu lösen. Ein integriertes Ansatzkonzept, das soziale, medizinische und psychologische Unterstützung umfasst, wäre notwendig, um den Betroffenen nachhaltige Ausstiegsmöglichkeiten aus der Abhängigkeit und der mit ihr verbundenen Lebensweise zu bieten. Die Kooperation zwischen sozialen Einrichtungen, der Polizei und der Stadtverwaltung ist entscheidend, um eine langfristige Verbesserung der Situation im Park und der angrenzenden Wohngebiete zu erzielen.

Daten zur Drogenkonsummuster in Berlin

Die Drogenproblematik in Berlin ist nicht neu, jedoch zeigen aktuelle Studien und Berichte einen Anstieg des Drogenkonsums, insbesondere von Crack und Heroin, in den letzten Jahren. Laut dem Berliner Drogenbericht 2022 hat sich die Zahl der behandelten Patienten für Drogenabhängigkeit in der Stadt signifikant erhöht, was auf eine steigende Nachfrage nach Drogen hinweist. Dies sind entscheidende Indikatoren für die Notwendigkeit, effektivere Maßnahmen im Bereich der Drogenhilfe und Prävention zu ergreifen.

  • Die Anzahl der Notaufnahmen aufgrund von Drogenüberdosierungen hat in den letzten zwei Jahren um 23% zugenommen.
  • Über 90% der Drogenabhängigen, die Unterstützung suchen, berichten von einer schweren Abhängigkeit von illegalen Substanzen.
  • Konsumausbruch unter jüngeren Menschen hat sich ebenfalls alarmierend erhöht, vor allem in urbanen Zentren wie Berlin.

Die bereitgestellten Statistiken illustrieren die Dringlichkeit der Situation und zeigen, dass die bestehenden Maßnahmen zur Schadensreduzierung möglicherweise angepasst werden müssen, um die wachsenden Herausforderungen anzusprechen.

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