In den letzten Monaten hat sich ein bemerkenswerter Trend in den Städten entwickelt: Katzen an der Leine. Was zunächst vielleicht lustig klingt, ist für viele Experten ein ernstzunehmendes Thema. Influencer zeigen, wie sie ihre vierbeinigen Freunde durch belebte Straßen führen oder sogar in Rucksäcken transportieren. Gängige Hashtags wie #CatOnALeash erobern die sozialen Medien, doch die Auswirkungen auf das Tierwohl bleiben oft unbeachtet.
Die Frage, die sich viele stellen, ist: Ist dieser Trend wirklich gut für unsere Haustiere? Fachleute wie Angelika Firnkes von der Ludwig-Maximilians-Universität München äußern Bedenken. Sie erklärt, dass für viele Katzen Spaziergänge an der Leine nicht die richtige Lösung sind. Zwar kann es für ein unterfordertes Tier eine Art Bereicherung sein, jedoch sind lange Reisen oder Ausflüge in fremde Umgebungen alles andere als stressfrei für die Tiere.
Katzen sind keine Hunde
Katzen sind von Natur aus Lauerjäger, die ihr Revier gerne in Ruhe erkunden. Sie halten sich meist in gewohnten Umgebungen auf und schätzen ihre Rückzugsorte. Moira Gerlach von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) betont, dass Katzen transportsensibel sind und oft unter Stress leiden, wenn sie die gewohnte Umgebung verlassen müssen.
Diverse Petfluencer-Accounts haben zusätzliche Aufmerksamkeit auf diesen Trend gelenkt. Die auf Social-Media-Plattformen populären Katzen wie Nala und die Britisch-Kurzhaar-Kater Prince Louie und Todd zeigen sich oft entspannt in belebten Städten. Doch das Bild, das sie vermitteln, ist nicht die ganze Wahrheit. Erfahrungsgemäß ist es unwahrscheinlich, dass die Katzen tatsächlich Freude daran empfinden, von einer Menschenmenge umringt zu sein oder sich umarmen zu lassen, wie es die Aufnahmen zeigen. Oft sieht man in den sozialen Medien keine kritischen Situationen, die die Tiere durchleben.
Gefahren des Katzenrucksacks
Ein weiteres Thema, das in diesem Zusammenhang häufig auftaucht, sind die Katzenrucksäcke. Diese Tragehilfen, die zwischenzeitlich immer beliebter werden, sorgen ebenfalls für Besorgnis unter Tierschützern. Der Gedanke, eine Katze auf längeren Strecken im Rucksack zu transportieren, ist nicht nur unpraktisch, sondern stellt auch ein Risiko dar. Gerlach erklärt, dass das Verletzungsrisiko durch enge Passformen oder einen unzureichenden Luftaustausch besteht. In den Augen vieler Experten gelten Katzenrucksäcke als tierschutzwidrig.
Die Frage des Tierwohls sollte immer an erster Stelle stehen. Ein sicheres Zuhause ermöglicht den Katzen Freigang in einer geschützten Umgebung, wie beispielsweise einem eingezäunten Garten. Wenn das nicht möglich ist, sollten Spaziergänge an der Leine stets mit Bedacht und Geduld angegangen werden. Hierbei ist es wichtig, dass die Katze selbstbestimmt die Umgebung erkunden kann und nicht zu einer festgelegten Strecke gezwungen wird.
Das unüberlegte Nachahmen von Trends, die oft in den sozialen Medien propagiert werden, kann zu ernsthaften gesundheitlichen und emotionalen Folgen für die Tiere führen. Für viele Katzenbesitzer kann es hilfreich sein, sich über die Bedürfnisse ihrer Tiere zu informieren und auf deren Wohlbefinden zu achten, anstatt dem neuesten sozialen Trend zu folgen. Das Wohl der Tiere sollte immer Priorität haben und Spaziergänge sollten daher gut überlegt und vorbereitet sein.