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Berliner Wohnungsnot: Caritas fordert Reformen für obdachlose Familien!

Berlin gibt jährlich horrende Summen für menschenunwürdige Unterkünfte aus, während die Zahl der wohnungslosen Familien steigt und das System der Wohnungslosenhilfe dringend reformbedürftig ist, warnt Caritas-Chefin Elfriede Brüning.

In Berlin-Moabit ist die Caritas-Beratungsstelle für wohnungslose Menschen ein wichtiger Anlaufpunkt für viele, die in finanziellen und sozialen Schwierigkeiten stecken. Elfriede Brüning, die Leiterin der Einrichtung, äußert Besorgnis über die ansteigende Zahl betroffener Familien. Seit mehr als 35 Jahren setzt sie sich für die Belange wohnungsloser Menschen ein und bemerkt einen Wandel in der Klientel. Immer mehr Frauen mit Kindern suchen Hilfe, und die Beratungsstelle registriert im Schnitt 74 Kontakte pro Tag, darunter verzweifelte Anfragen per Telefon und E-Mail.

„Im letzten Jahr hatten wir 612 betroffene Kinder – eine erschreckende Zahl“, sagt Brüning. Diese Zunahme macht deutlich, wie relevant das Thema der Wohnungslosigkeit für die Gesellschaft geworden ist. Früher war es weitaus einfacher, mit Vermietern in Verhandlungen zu treten, vor allem in der Zeit nach der Wende, als viele Wohnungen ungenutzt waren. Doch mit dem anhaltenden Zuzug nach Berlin wuchs der Druck auf den Wohnungsmarkt enorm, und das Angebot an bezahlbarem Wohnraum nahm rapide ab.

Herausforderungen der Wohnungslosigkeit

Die sozialen Folgen der Wohnungslosigkeit sind erheblich. Brüning berichtet, dass viele Menschen nach mehreren gescheiterten Wohnungsbesichtigungsterminen in eine depressive Stimmung verfallen. Hier spielt auch der psychologische Druck eine große Rolle: „Ich habe einem Klienten einmal eine Woche Urlaub von der Wohnungssuche verordnet“, sagt sie. „Das tat ihm gut, da er einfach zu viel Stress hatte.“ Über die Jahre haben sich die Bedingungen in den Unterkünften stark verschlechtert. „Die Menschen leben oft in Verhältnissen, die nicht menschenwürdig sind“, führt Brüning aus. Sie beschreibt, dass viele über Jahre in Gemeinschaftsunterkünften leben, die nicht den nötigen persönlichen Raum bieten.

Die städtische Wohnungslosenhilfe hat sich zwar bemüht, mit Programmen wie der Sozialen Wohnraumförderung gegenzusteuern, doch dies sei nicht ausreichend. „Wir benötigen mehr bezahlbare und vor allen Dingen angemessene Wohnungen“, fordert Brüning. Die tatsächlichen Kosten der Unterbringung in den bestehenden Einrichtungen sind exorbitant und belaufen sich auf bis zu 50 Euro pro Nacht für einen Platz in einem mehrbettzimmer mit Gemeinschaftsbad. Diese Kosten müssen oft von den Menschen selbst getragen werden, was in Anbetracht der niedrigen Löhne und der hohen Lebenshaltungskosten völlig unhaltbar ist.

Brüning kritisiert auch die mangelnde Reaktion der Politik auf die angespannte Situation, die aus ihrer Sicht dringend Reformen erfordert. „Man kann nicht die Augen vor den Missständen verschließen“, sagt sie. Einen Wandel im System hält sie für unumgänglich, um den Betroffenen eine echte Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. „Wir müssen an die Wurzeln des Problems gehen und dafür sorgen, dass Menschen nicht jahrelang in solchen Unterkünften bleiben müssen“, fordert sie entschlossen.

Obwohl die Arbeit in diesem Bereich oft mit Enttäuschungen verbunden ist, bringt sie für Brüning auch Erfüllung. „Es ist herausfordernd und erfordert viel Kreativität, da die Situationen der Menschen oft nicht in ein Standardhilfeprogramm passen. Es macht mir Freude, nach Lösungen zu suchen“, erklärt sie. Diese Hingabe spiegelt sich in der Arbeit des gesamten Teams wider, das versucht, den Menschen, die durch das soziale Netz gefallen sind, so gut wie möglich zu helfen.

Die offenen Fragen und das mangelnde Angebot an Wohnraum bedeuten, dass Berlin weiterhin mit der Wohnungslosigkeit kämpfen muss. Wie Brüning betont, ist es entscheidend, dass die Stadt endlich ihre Strategie überdenkt und in die Schaffung von Wohnraum für benachteiligte Menschen investiert. Der Fokus muss darauf liegen, dass ein Zuhause mehr ist als nur ein Dach über dem Kopf – es sollte ein Ort sein, der Privatsphäre, Sicherheit und ein Leben in Würde ermöglicht.

Für weitere Informationen über die drängenden Fragen der Wohnungslosigkeit in Berlin ist das Interview mit Elfriede Brüning hier nachzulesen.

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