In der kleinen Stadt Nördlingen, die im Norden von Schwaben liegt, gibt es einen faszinierenden, jedoch paradoxen Reichtum: Sie befindet sich über nicht weniger als 72.000 Tonnen Diamanten. Kaum zu glauben, oder? Doch der glitzernde Schatz, der aus einem Asteroideneinschlag vor etwa 15 Millionen Jahren entstanden ist, kann den Stadtbewohnern leider kein Geld bringen.
Der Grund für diesen unerwarteten Reichtum ist ein Ereignis aus der Vorzeit, als ein Asteroid mit einem Durchmesser von rund anderthalb Kilometern die Erde traf. Mit einer rasanten Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde wurde beim Aufprall eine Energie freigesetzt, die der von 1,8 Millionen Hiroshima-Bomben gleichkommt. Diese gewaltige Kraft formte einen Krater in der Gegend, der schließlich unter den ständigen Veränderungen von Erde und Wetter auf etwa 24 Kilometer Durchmesser anwuchs und bis zu 150 Meter tief ist.
Die Entstehung der Diamanten
Besonders faszinierend ist, dass der Asteroid beim Aufprall mehrere Gesteinsschichten durchbrach und auf Graphit- und Quarzablagerungen prallte. Die enorme Hitze führte zur Umwandlung von Kohlenstoffbläschen in winzige Diamanten. Diese winzigen Edelsteine sind heute in den Gesteinsschichten der Umgebung verstreut, inklusive der Wände und Mauern der Häuser in Nördlingen. Wenn die Sonne darauf scheint, funkeln diese Wände wie in einem Märchen, jedoch sind die Diamanten nur etwa 0,2 Millimeter groß und somit von wirtschaftlichem Wert kaum zu sprechen.
Auf den ersten Blick mag es also verwirrend erscheinen, dass eine Stadt auf einem so immensen Reichtum sitzt, doch für die Einwohner von Nördlingen bleibt der materielle Gewinn aus diesem außergewöhnlichen Phänomen aus. Tatsächlich besteht ihre Nachbarschaft und die Häuser aus Gestein, das Spuren dieser fantastischen Kristalle enthält, aber die Dimensionen und der Wert sind für die Bewohner nicht nützlich.
Weltraumverbindungen und das NASA-Training
Die bemerkenswerte Geschichte von Nördlingen zieht nicht nur Touristen an, sondern auch das Interesse von internationalen Institutionen. Tatsächlich hat die NASA, die U.S. Weltraumbehörde, ein reges Interesse an der geologischen Beschaffenheit der Stadt und der umliegenden Gebiete entwickelt. Der Grund dafür? Die Gesteinsstrukturen ähnlichen denjenigen des Mondes, was Nördlingen zu einem perfekten Ort für Astronauten-Training macht.
Nördlingen diente als Trainingsstätte für Astronauten der Apollo-Missionen 14 und 16. Hier konnten die Astronauten testen und üben, welche Gesteine sie bei ihren Mondmissionen mitnehmen wollten. Ein bemerkenswerter Besuch der damaligen Raumfahrer hinterließ tiefe Spuren in der Geschichte der kleinen Stadt. Ein Ausstellungsstück im örtlichen Museum erinnert außerdem an die Mondlandung und präsentiert ein Stück Mondgestein in einer Vitrine.
Obwohl die Nördlinger mit ihrem unermesslichen, aber ungenutzten Schatz leben, bietet die Stadt eine faszinierende Geschichte sowie eine einmalige Verbindung zur Raumfahrtgeschichte. Die Möglichkeit, dass ihre Heimatstadt ein Standort für ein solches Training war, gibt den Bewohnern ein Gefühl von Stolz, auch wenn sie nicht in einem Goldrausch leben. Dieser paradox anmutende Reichtum des Gesteins bleibt ein interessantes Gesprächsthema für Einheimische und Besucher.