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Der Fall Wade Wilson: Zwischen Faszination und ethischen Dilemmata

Eine TikTok-Community versucht, den zum Tode verurteilten Wade Wilson, der 2019 in Florida zwei Frauen ermordete, aufgrund seiner anziehenden Erscheinung und des Mythos um seine Person zu retten, und hat bereits eine Petition mit 24.000 Unterschriften sowie eine Spendensammlung über 78.000 Dollar ins Leben gerufen.

Am 7. Oktober 2019 ereignete sich in Florida eine Tragödie, als Wade Wilson in einer Nacht zwei Frauen, Kristine Melton und Diane Ruiz, ermordete. Nur wenige Stunden später gestand Wilson seinem Vater die grausamen Taten, der ihn ohne Zögern der Polizei übergab. Das führte zu seiner raschen Festnahme und Inhaftierung. Der anschließende Prozess, der im Juni 2024 stattfand, brachte die erschütternde Nachricht: Wade Wilson wurde zum Tode verurteilt.

Obwohl der Fall von einer Vielzahl von Menschen als schockierend wahrgenommen wird, hat sich in den sozialen Medien, insbesondere auf TikTok, eine besorgniserregende Fangemeinde gebildet. Diese Gemeinschaft zeigt eine verstörende Anziehung zu Wilson, der aufgrund seines durchtrainierten Körpers und seines insgesamt ansprechenden Aussehens die Bezeichnung „Deadpool Killer“ erhielt. Dieses unerwartete Interesse wurde durch die optischen Eindrücke von Wades Prozess gefördert, bei dem er als attraktiver Mörder inszeniert wurde.

Eine besorgniserregende Fangemeinde

Nach seinem Urteil haben zahlreiche TikTok-Nutzer Videos erstellt, die Wades physischen Reize hakten. Diese „fancams“ zelebrieren seinen Körper und fördern nicht nur eine gewissenhafte Faszination, sondern auch das Erstaunen über die Tatsache, dass eine Online-Community begonnen hat, um Wilsons Leben zu kämpfen. In diesem Rahmen wurde eine Petition ins Leben gerufen, die in kürzester Zeit über 24.000 Unterschriften sammelte. Darüber hinaus wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die bemerkenswerte 78.000 Dollar abwarf, um Wilson den Zugang zu erfahrenen Anwälten für seinen Berufungsprozess zu ermöglichen.

Die Anziehung zu einem Verbrecher, auch als Hybristophilie bekannt, ist ein psychologisches Phänomen, das zahlreiche Ursachen haben kann. Eines dieser Phänomene könnte die Verherrlichung von Verbrechern durch Medien wie Netflix-Serien und Nachrichtenberichterstattung sein. Darüber hinaus könnten die Menschen einen tiefen inneren Wunsch nach Rettung und Veränderung empfinden, indem sie versuchen, einem verurteilten Mörder zu helfen. Gefahr und Machtspiele könnten ebenfalls eine Rolle spielen, während einige möglicherweise auch persönliche Parallelen zu Wilsons Leben sehen.

Ein kontroverses Thema

Der Vorstoß, Wade Wilson vor der Todesstrafe zu bewahren, steht augenscheinlich im Mittelpunkt eines tiefgreifenden moralischen Dilemmas. Viele, einschließlich den sozialen Medien, diskutieren, ob solch eine Bewegung legitim ist oder eher die schwerwiegenden Vergehen, für die er bestraft wird, ins Lächerliche zieht. Während einige die Petition als schockierend und ungerechtfertigt ansehen, werden andere durch ihre Empörung an die zunehmende Unterstützung der Todesstrafe in verschiedenen Teilen der Welt erinnert. Diese widersprüchlichen Ansichten werfen Fragen über ethische Standpunkte und die Menschlichkeit in der Gesellschaft auf.

In Anbetracht der Veränderungen in der öffentlichen Meinung über die Todesstrafe und der Tatsache, dass in vielen Ländern, einschließlich Frankreich, die Zahl der Befürworter zwischen 2022 und 2024 gestiegen ist, könnte der Kampf um Wade Wilsons Leben sowohl Sympathie als auch Ablehnung hervorrufen. Das diskutierte Thema der Gerechtigkeit wird durch Wades Fall und die damit verbundenen sozialen Dynamiken nur noch komplexer und faszinierender.

Diese Situation verdeutlicht die potenziellen Spannungen zwischen Gerechtigkeit, Mitleid und dem Streben nach persönlichem Gewinnen in schwerwiegenden Fällen. Der Fall Wade Wilson bleibt weiterhin ein heiß diskutiertes und emotional aufgeladenes Thema, das die Gesellschaft herausfordert, ihre eigene Moral und Ethik zu hinterfragen.

Lebt in Thüringen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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