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AfD-Erfolge: Warum weniger Migranten in Thüringen die Wahl entscheiden

Die AfD erzielt in den jüngsten Landtagswahlen in Thüringen überraschend hohe Stimmenanteile, insbesondere in Regionen mit niedriger Ausländerquote, was die Realitätsferne ihrer Wahlkampfstrategien und die damit verbundene Gefahr für die Zukunft des Bundeslandes verdeutlicht.

Die politische Landschaft in Sachsen und Thüringen ist derzeit von einer wachsenden Popularität der Alternative für Deutschland (AfD) geprägt, die durch ihre einseitige Agenda die Wähler anspricht. Dabei überrascht es, dass die Partei besonders in Regionen mit geringem Ausländeranteil höhere Stimmenanteile erzielt. Diese Entwicklung deutet auf tieferliegende soziale Ängste hin und wirft Fragen zur Zukunft der beiden Bundesländer auf.

Ein Beispiel für diesen besorgniserregenden Trend zeigt sich im Kyffhäuserkreis I, wo die AfD bei der letzten Wahl beachtliche 46,5 Prozent der Stimmen erhielt. Bemerkenswert ist, dass der Ausländeranteil in dieser Region gerade einmal 5,6 Prozent beträgt. Dies steht im krassen Gegensatz zu Städten wie Jena, wo die AfD in Wahlkreisen mit einem höheren Ausländeranteil lediglich 16,4 und 19,3 Prozent erzielte. Dort lebten doppelt so viele Einwanderer als in den Gebieten, in denen der rechtsextreme Zuspruch am höchsten ist. Wenn Menschen die Einwanderer persönlich kennenlernen, verlieren viele von ihnen die Angst vor „illegaler Migration“.

Die Rolle der AfD und ihre Anhänger

Für die AfD scheinen die Themen „illegale Migration“ und „Masseneinwanderung“ zentrale Antriebe ihrer Wählerbasis zu sein. Doch wie die Wahlen zeigen, ist dieses Narrativ nicht mehr als ein Konstrukt. Bei einer TV-Diskussion erklärte der sächsische AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban fälschlicherweise, dass Wirtschaftsverbände staatlich gefördert seien, um die AfD zu behindern. Hier wird deutlich, dass die AfD bereit ist, die Realität zu verdrehen, um ihre Agenda voranzubringen.

Die Wählerstruktur ist ebenfalls bemerkenswert. In Thüringen wählten 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die AfD und auch in der Altersgruppe bis 59 Jahren sind die Stimmanteile ähnlich. Nur unter den älteren Wählern ist Skepsis erkennbar. Dies wirft die Frage auf, wie es um das Verständnis der jungen Wähler für die Realität steht.

Gefahren für die wirtschaftliche Stabilität

Thüringen steht vor einer demografischen Herausforderung, die von der AfD ignoriert zu werden scheint. Daten zeigen, dass bis 2035 die Zahl der benötigten Fachkräfte um bis zu 250.000 steigen könnte, während gleichzeitig viele Arbeitnehmer in Rente gehen. Bereits jetzt zeigt sich, dass im August 2023, 68.843 Menschen in Thüringen arbeitslos waren und insgesamt 87.079 Personen als unterbeschäftigt gelten. Sogar wenn alle Arbeitslosen beschäftigt werden könnten, bliebe die Personallücke bestehen.

Die AfD propagiert die Idee, dass Arbeitslose zu wenig Fähigkeiten hätten und Erstrebenswerten durch die Anwerbung ausländischer Fachkräfte entgegenwirken könnte. Tatsächlich hat die Region Thüringen in den letzten Jahren eine Abnahme der sozialversicherungspflichtigen Deutschen von fast 43.000 erlebt, die nur durch Migranten ausgeglichen werden konnte. Diese Verleumdung der Migranten und die falsche Zuordnung von Arbeitslosigkeit zu Ausländern tragen zur Abkoppeling der AfD von der Realität bei.

Die Theorien der AfD haben potenziell katastrophale Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Lage in Thüringen. Sollten die extremistischen Ideen dieser Partei umgesetzt werden, ist zu befürchten, dass eine Abwanderung nicht nur der Einwanderer, sondern auch der einheimischen Bevölkerung in Gebiete mit besseren Beschäftigungsmöglichkeiten zunehmen wird. Fakt ist: Regionen mit einer hohen Ausländerzahl zeigen tendenziell geringere Arbeitslosenzahlen, während Gebiete mit wenigen Einwanderern oft mit höheren Arbeitslosenzahlen konfrontiert sind.

Thüringen könnte damit zu einem geografischen Spiegelbild seiner eigenen Ideologie werden: leer und ohne Arbeitnehmer. Die demografische Schrumpfung steht bereits in vollem Gange, und während die AfD ihre Wähler mit Falschinformationen bedient, wird die Realität der wirtschaftlichen Unhaltbarkeit zunehmend greifbar.

Lebt in Mühlheim und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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