In Sangerhausen kündigt sich ein musikalisches Ereignis von historischer Bedeutung an. Am 30. August 2025 wird das Müntzer-Oratorium „So lange ihr Tag habt“, das von Christoph Reuter inszeniert wird, in der Jacobikirche aufgeführt. Dieses Oratorium ist ein zentraler Beitrag zum 500-jährigen Gedenken an den Deutschen Bauernkrieg sowie den Tod des einflussreichen Reformators Thomas Müntzer. Die Inszenierung wird von Andreas Hillger, der den Text verfasst hat, begleitet.
Die Vorbereitungen für das Oratorium sind bereits in vollem Gange. Die ersten Proben der Chöre finden in der St. Jacobi-Kirche statt, wo rund 300 Sänger teilnehmen werden. Dies ist eine erfreuliche Erhöhung gegenüber der ursprünglich geplanten Anzahl von 230 Sängern. Die Chormitglieder kommen aus verschiedenen Regionen, darunter Sömmerda, Bad Frankenhausen und Eisleben. Der Kontakt zum Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda kam durch eine Anfrage von Kreiskantorin Martina Pohl zustande.
Musik und Text im Zeichen der Geschichte
Die musikalische Begleitung des Oratoriums wird vielschichtig sein. Sie umfasst Instrumente wie Orgel, Bläser, Bass, Cello, Flöte und Klavier, ergänzt durch zwei Schlagzeuge. Für die Solo-Parts wurden zudem zwei professionelle Sänger aus Berlin engagiert. Hillger hat viele Originaltexte und auch Worte Müntzers in das Werk eingeflechtet, was dem Oratorium eine besondere Tiefe verleiht.
Das Oratorium beginnt mit Martin Luthers letzter Predigt aus dem Februar 1546, in der er Müntzer erwähnt. Diese Eröffnung unterstreicht die enge Verknüpfung zwischen der musikalischen Darbietung und der historischen Person Müntzers, die als einer der führenden Köpfe des Bauernkriegs gilt.
Der historische Kontext des Bauernkriegs
Der Deutsche Bauernkrieg, der im Frühjahr 1525 seinen Anfang im thüringischen Raum fand, führte zu massiven sozialen und politischen Umwälzungen. Die Städte Mühlhausen und Frankenhausen entwickelten sich schnell zu Zentren des Aufstands. Unter der Führung von Müntzer versammelten sich mehrere Tausend Aufständische, die gegen die Herrschaft der Grafen von Schwarzburg protestierten. Die entscheidende Niederlage, die die Bauern am 15. Mai 1525 erlitten, führte zu einem dramatischen Rückschlag – Frankenhausen wurde geplündert, und viele Bevölkerungsteile fielen in alte Abhängigkeiten zurück.
Die Folgen dieses Konflikts sind bis heute spürbar. Im Rahmen des Gedenkens an das historische Ereignis plant das Regionalmuseum Bad Frankenhausen eine Sonderausstellung zur Schlacht, die vom 10. Mai bis zum 17. August 2025 zu sehen sein wird. Diese Ausstellung wird nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Lebensweisen der Salzhandelsstadt darstellen, sondern auch den Wandel in der Wahrnehmung von Thomas Müntzer thematisieren.
Zusammen bilden das Oratorium und die bevorstehenden Gedenkveranstaltungen ein bedeutendes kulturelles und historisches Ereignis, das sowohl die Vergangenheit als auch die Relevanz von Müntzers Ideen und deren Einfluss auf die Moderne beleuchtet. Weitere Aufführungen des Oratoriums sind am 5. September in Bad Frankenhausen und eine Woche später in Wittenberg geplant, was den breiten gesellschaftlichen Kontext des 500-jährigen Gedenkens an den Bauernkrieg verdeutlicht.