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Mittwoch, 5. Februar 2025

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Jüdisches Leben in Dresden: Zwischen Tradition und Moderne

Elena Tanaeva, eine Jüdin, die in Dresden lebt, fühlt sich trotz der nicht streng religiösen Erziehung ihrer Familie stark mit ihrer jüdischen Identität verbunden. Ihre Familie hielt jedoch an vielen jüdischen Traditionen fest. Dazu gehören das Verbot von Schweinefleisch und die Trennung von Milch und Fleisch. In ihrer Wahlheimat Dresden, wo Tanaeva Mitglied der Jüdischen Gemeinde ist, empfindet sie ein größeres Gefühl der Sicherheit im Vergleich zu ihrem früheren Leben in St. Petersburg, Russland. Dort ist, wie Tanaeva beschreibt, ein latenter Antisemitismus präsenter als in Deutschland, was viele Mitglieder der jüdischen Community dort betrifft. Die jüdische Gemeinschaft Dresdens, insbesondere die russische Community, trifft sich im Gemeindehaus der Neuen Synagoge.

Die Neue Synagoge in Dresden, die am 9. November vor 20 Jahren eingeweiht wurde, markiert den ersten Neubau eines jüdischen Gotteshauses seit der politischen Wende. Vor 1933 hatte die Jüdische Gemeinde in Dresden bis zu 5.000 Mitglieder, eine Zahl, die nach dem Zweiten Weltkrieg dramatisch fiel. Nach dem Kriegsende 1945 lebten in der Stadt weniger als 50 Juden, was das historische und kulturelle Erbe der Stadt stark beeinträchtigte. Heute zählt die Gemeinde etwa 730 Mitglieder, von denen die meisten aus der ehemaligen Sowjetunion stammen.

Die Rolle der Gemeinde und ihre Geschichte

Ursula Philipp-Drescher, die den Synagogenchor leitet, spielt eine zentrale Rolle in der Gemeinde. Sie führt Besucher durch das Gotteshaus und erzählt die bewegte Geschichte der alten Semperschen Synagoge, die 1938 von der SA in Brand gesetzt wurde. Ein mutiger Feuerwehrmann rettete damals den Davidstern und versteckte ihn auf dem Dachboden, ein Symbol für die Zerstörung und den Überlebenswillen der jüdischen Gemeinschaft.

Valentina Marcenaro, die 1998 aus Italien nach Dresden kam, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, hat in der Stadt eine Familie gegründet und setzt sich aktiv für die Organisation jüdischer Feste ein. Besonders der Schabbat, den sie jeden Freitag feiert, hat für sie eine besondere Bedeutung. Marcenaro sieht sich selbst als Kulturjüdin und schätzt die Freiheit, im Judentum nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.

Jüdisches Leben und Geschichte in Russland

Die Geschichte der Juden in Russland ist geprägt von vielfältigen Entwicklungen, die bis in die Kiewer Rus und das Zarenreich zurückreichen. Diese Gemeinschaft erlebte im Verlauf der Jahrhunderte sowohl religiöse Verfolgungen als auch Zeiten des relativen Aufschwungs. Obwohl die jüdische Identität und Traditionen in verschiedenen Epochen versucht wurden zu unterdrücken, bleibt die kulturelle und religiöse Tiefe, die durch Jahrhunderte hindurch gewachsen ist, lebendig. Die jüdische Besiedlung in der Region ist zumindest seit der hellenistischen Periode gesichert, und bedeutende Gemeinden existierten auch in griechischen Kolonien.

Diese lange Geschichte wird zeitweise von Pogromen und Verfolgungen überschattet, vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Antisemitismus in verschiedenen Formen aufkam. Besonders dramatisch waren die Ereignisse nach der Ermordung des Zaren Alexander II., die zu landesweiten Pogromen führten. In der Zeit der Sowjetunion gab es zwar Phasen, in denen die jüdische Kultur gefördert wurde, doch die politischen Umstände unter Stalin führten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu einer massiven Einschränkung jüdischer Aktivitäten und des Lebens. Die Schließung von jüdischen Institutionen und die Abwanderung vieler Juden, insbesondere nach dem Zerfall der Sowjetunion, prägten die jüdische Landschaft Russlands nachhaltig, was sich auch in der aktuellen Lage widerspiegelt, in der viele Juden Russland wieder verlassen.

Der Kontext, in dem sich Tanaeva und ihre Mitbewohner in Dresden befinden, ist somit nicht nur lokal, sondern auch historisch und global. Ihr Leben und ihre Identität stehen im Zeichen einer dynamischen Geschichte, die Herausforderungen und Möglichkeiten für die jüdische Gemeinschaft in Europa beinhaltet.

Die Verbindungen zwischen den Juden in Deutschland und den ehemaligen Sowjetrepubliken sind tief und vielschichtig, geprägt von einer reichen Geschichte, die bis in die frühen Jahrhunderte zurückreicht und auch die Erlebnisse und das Überleben von Gemeinschaften in schwierigen Zeiten umfasst. Tanaevas Geschichten und Erfahrungen in Dresden sind Beispiele für den anhaltenden Dialog und die Resilienz jüdischer Identität, die sich in der heutigen Zeit weiterhin entfaltet.

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