Am 18. Januar 2025 wurde das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz feierlich eröffnet. Der Festakt fand in der Oper der Stadt unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier statt. In seiner Eröffnungsrede hob Steinmeier die kulturelle Vielfalt der Stadt hervor und betonte die Bedeutung von Demokratie, insbesondere in Anbetracht der Herausforderungen, denen sich Chemnitz in der Vergangenheit stellen musste.
Vor dem Hintergrund der historischen Umbenennung von Karl-Marx-Stadt zu Chemnitz symbolisiert die Veranstaltung einen markanten Wandel. Steinmeier würdigte die Stadt für ihre Fähigkeit, Krisen zu überwinden und Umbrüche zu erleben. In der Eröffnungsfeier wird ein großes Straßenfest am Karl-Marx-Monument geplant, das zahlreiche Künstler anziehen soll.
Proteste und Sicherheitsmaßnahmen
Jedoch war die Eröffnung nicht frei von Spannungen. Rechtsextreme Gruppierungen, insbesondere die Partei Freie Sachsen, kündigten Demonstrationen gegen das Kulturhauptstadtjahr an. Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, angeführt vom Deutschen Gewerkschaftsbund, stellte sich entschieden gegen diese Proteste. Die Polizei schätzte die Anzahl der Teilnehmer auf mehreren Hundert, wobei beide Seiten voneinander abgedrängt wurden.
Die Sicherheitskräfte waren mit über 1.000 Einsatzkräften vor Ort, um die Veranstaltung zu schützen. Bis zum späten Nachmittag verliefen die Demonstrationen weitgehend friedlich. Dennoch ereignete sich eine Bombendrohung gegen die Stadthalle, in der ein Begleitprogramm stattfand. Die Stadthalle wurde umgehend durchsucht, jedoch wurden keine bedrohlichen Funde gemacht, und das Programm konnte unverändert fortgeführt werden.
Kulturelle Highlights und gesellschaftlicher Kontext
Das Kulturhauptstadtjahr verspricht, Chemnitz mit über 150 Projekten und mehr als 1.000 Veranstaltungen neu in den Fokus zu rücken. Unter dem Motto „C the Unseen“ sollen kreative Initiativen und kulturelle Highlights präsentiert werden, um den Bürgern und Besuchern eine neue Perspektive auf die Stadt zu eröffnen. Unter anderem sind Auftritte von Künstlern wie Bosse und Fritz Kalkbrenner geplant.
Oberbürgermeister Sven Schulze beschreibt Chemnitz als Stadt, die mit Brüchen und Narben lebt, aber dennoch einen Neuanfang wagt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht in diesem Jahr eine Gelegenheit, reichhaltige und langfristige Strukturen zu schaffen, die Chemnitz auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen könnten.
In Anbetracht der größeren gesellschaftlichen Debatte um Rechtsextremismus und Rassismus, dankte Bundeskanzler Olaf Scholz den Teilnehmern der Proteste gegen solche Ideologien in Deutschland. Er betonte die Wichtigkeit von Solidarität gegen den Extremismus und forderte die Bürger auf, aktiv für ein positives Miteinander zu kämpfen, ein Gefühl, das auch die Eröffnungsfeier in Chemnitz verkörpern wollte.
Über die Eröffnungsfeier hinaus könnte das Kulturhauptstadtjahr 2025 Chemnitz die Gelegenheit geben, ein neues Bild zu zeichnen und die Stadt von den Vorurteilen, die seit den rechtsextremen Ausschreitungen 2018 über ihr schweben, zu befreien.