In Düsseldorf wird der Winter zur Herausforderung für die wohnungslosen Menschen der Stadt. Die Stadtverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, dass niemand auf der Straße schlafen muss. Doch trotz der vielen Übernachtungsangebote, die zur Verfügung stehen, gibt es zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt. Laut einer Erhebung der Arbeitsgemeinschaft der Träger der Wohnungslosenhilfe leben Anfang 2024 rund 700 Menschen auf den Straßen Düsseldorfs. „Der Winter kommt. Kälte kann für Menschen, die auf der Straße übernachten, tödlich sein“, warnt Miriam Koch, Dezernentin für Kultur und Integration, und appelliert an die Betroffenen, die vorhandenen Angebote zu nutzen. Die Stadt hat sich bemüht, die Angebote zu erweitern, wie die NRZ berichtete.
Die Situation ist jedoch komplex. Holger Kirchhöfer, Sozialarbeiter von der Altstadt-Armenküche, stellt fest, dass die Quantität der Angebote zwar ausreichend ist, aber viele Obdachlose aus verschiedenen Gründen nicht in die Unterkünfte gehen. „Ein Problem, das häufig unterschätzt wird, ist, dass die Leute die Treppen in den Unterkünften nicht mehr schaffen“, erklärt er. Die gesundheitlichen Probleme der Menschen, die oft durch die Pandemie verstärkt wurden, sind ein großes Hindernis. „Die Leute sind einfach kaputt“, fügt Kirchhöfer hinzu. Die fehlende Barrierefreiheit vieler Einrichtungen ist ein weiteres großes Problem, das dringend angegangen werden muss.
Herausforderungen im Winter
Die Wintermonate bringen nicht nur Kälte, sondern auch eine erhöhte Sterblichkeit unter den Obdachlosen mit sich. Oliver Ongaro, Streetworker von Fiftyfifty, berichtet, dass jedes Jahr Menschen im Winter sterben, sei es durch die Kälte oder durch Krankheiten, die sie sich in dieser Zeit zuziehen. „Um Menschen wieder auf die eigenen Füße zu holen, sind Dauerunterkünfte jetzt vielleicht nicht das Wahre, aber wenn die Temperaturen weiter sinken, geht es um die Sicherheit und die Gesundheit der Leute“, betont er.
Bereits ab Mitte November suchen viele Obdachlose nach trockener Kleidung und warmer Ausrüstung. Die Organisation Fiftyfifty hat sich gut vorbereitet und kann auf zahlreiche Spenden zurückgreifen. „Wir haben Schlafsäcke, Isomatten und sogar neuartige Sheltersuits, die wind- und wasserfest sind“, erklärt Ongaro. Diese innovativen Produkte, die aus recycelten Zelten bestehen, bieten den Obdachlosen eine dringend benötigte Möglichkeit, sich warm zu halten. Dennoch gibt es Skepsis gegenüber diesen neuen Hilfsmitteln.
Die Drogenproblematik
Ein weiteres alarmierendes Thema ist die zunehmende Verbreitung von Crack unter den Obdachlosen. Ongaro beschreibt, dass die Droge in der Szene um sich greift und selbst Menschen, die zuvor mit Alkoholabhängigkeit zu kämpfen hatten, darauf umsteigen. Dies führt dazu, dass viele Abhängige die Unterkünfte meiden, da dort strenge Drogen- und Alkoholverbote herrschen. „Ich hoffe, dass die Stadt hier wieder niedrigschwellige Alternativen schafft – das hat in der Vergangenheit schon gut funktioniert“, sagt Ongaro und betont die Notwendigkeit, die Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Stadt Düsseldorf hat auf ihrer Webseite eine Liste der verschiedenen Unterkünfte für wohnungslose Menschen veröffentlicht. Zudem ist eine Hotline eingerichtet, die von Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr erreichbar ist. Die Berater stehen bereit, um Obdachlosen bei der Suche nach einem sicheren Platz zu helfen und sie in reguläre Obdachlosenunterkünfte zu vermitteln, wie die NRZ berichtete.
Die Situation in Düsseldorf ist angespannt, und die verschiedenen Organisationen der Obdachlosenhilfe arbeiten eng zusammen, um den Herausforderungen des Winters zu begegnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt und die Hilfsorganisationen die nötigen Maßnahmen ergreifen, um den betroffenen Menschen ein sicheres und warmes Überleben zu ermöglichen.