Im Oberland gibt es nun eine neue Anlaufstelle für queere Menschen: die LGBTIQ+-Beratungsstelle der Caritas. Diese Institution wurde gegründet, um Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und andere queere Personen in ihrer Identitätsfindung und bei psychosozialen Fragen zu unterstützen. Anna Kohlhund, die Sozialpädagogin, die die Beratungsstelle leitet, stellt fest, dass die Sichtbarkeit von queeren Menschen auf dem Land deutlich geringer ist als in städtischen Gebieten. Dies macht die Gründung solch einer Beratungseinrichtung umso wichtiger, um den betroffenen Personen eine Stimme und Unterstützung zu geben.
Die Beratungsstelle in Garmisch-Partenkirchen ist noch ganz frisch. Kohlhund ist seit Herbst 2023 dabei und berichtet, dass der Aufbau der Stelle bei Null begann. Die erste Herausforderung war die Erstellung einer Website, die mittlerweile fertig ist. Ihr Ziel ist es, Menschen, die Fragen zu ihrer sexuellen Identität haben oder Unterstützung benötigen, zu helfen. Die Beratung erfolgt in Form von Einzelgesprächen, Aufklärungsarbeit und dem Vernetzen von Fachkräften, um eine breitere Unterstützung für queere Personen in der Region zu gewährleisten.
Die Bedeutung der neuen Beratungsstelle
Doch warum eine LGBTIQ+-Beratung im ländlichen Raum? Ein Grund für diese Initiative ist die Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, die die Finanzierung bis Ende 2025 sichert. Kohlhund hebt hervor, dass der katholische Hintergrund der Caritas nicht im Wege steht. Vielmehr sei es eine Chance, offener und vielfältiger zu werden. Ein weiteres zentrales Argument ist die Tatsache, dass nicht alle queeren Menschen in die Stadt ziehen wollen. Die Wunsch nach einem Leben im Oberland bleibt stark; dies hat auch Tina Gfrörer, eine Trans-Frau, erlebt.
Gfrörer wusste seit ihrer Jugend, dass sie sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Trotz ihrer Ängste hinsichtlich Beruf und persönlichen Beziehungen, entschloss sie sich vor drei Monaten, sich ihrer Umgebung zu offenbaren. Ihre positiven Erfahrungen bestärken sie in der Überzeugung, dass das Leben auf dem Land auch für queere Menschen ein erfülltes Leben bedeutet. „Ich bin verliebt ins Oberland“, sagt sie und fügt hinzu, dass wichtige Unterstützung von ihrer Frau und der Gesellschaft kam.
Gleichzeitig bringt sie Bedenken hinsichtlich der gesellschaftlichen Polarisierung zum Ausdruck. Es scheine eine zunehmende Tendenz zu extremen Haltungen zu geben, die es schwierig macht, in der Mitte einen gemeinsamen Konsens zu finden. Wie man mit Fragen der Geschlechtsidentität sensibel umgeht und welche Rolle die richtigen Pronomen spielen, sind Themen, die auch in der Beratung von Kohlhund angesprochen werden. Sie betont jedoch, dass sie keine medizinischen oder rechtlichen Informationen Weise weitergeben kann.
Die öffentliche Wahrnehmung und die Ausstattung mit Referenzen und Informationen können entscheidend sein, damit die neue Beratungsstelle zunehmend bekannt wird und Menschen rechtzeitig erreiche, die Unterstützung benötigen. Kohlhund glaubt, dass noch etwas Zeit benötigt wird, bis das Angebot von der queeren Community ankommt, doch sie sieht den ersten Schritt bereits als wichtigen Meilenstein.
Für alle, die mehr Informationen wünschen, erreicht man die LGBTIQ+-Beratungsstelle unter der Telefonnummer 0171-5455311 oder per E-Mail unter lgbtiq.oberbayern@caritasmuenchen.org. Die Website bietet ebenfalls umfassende Informationen: www.caritas-lgbtiq-beratungsstelle-oberbayern.de.