Bad Tölz-Wolfratshausen

Ein Koffer voller Geschichte: Die bewegende Reise der Familie Lachman

Ein Koffer mit bewegter Geschichte, der einst Amalya Lachman gehörte und 1947 aus einem britischen Mandatsgebiet ins DP-Lager Föhrenwald reiste, kehrt nun nach Waldram zurück, um die Erinnerungen an den Holocaust lebendig zu halten und ein Zeichen gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus zu setzen!

In Waldram, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, ist ein vielleicht unscheinbarer Koffer in die Sammlung des Erinnerungsorts Badehaus gelangt. Doch dieser Koffer birgt eine bewegende Geschichte. Er gehört Amalya Lachman, einer Holocaust-Überlebenden, und trägt Überreste einer Vergangenheit, die tief in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit verankert ist. Shai Lachman, ihr Sohn und Vorsitzender des Vereins der Nachkommen Föhrenwalds in Israel, übergab das Exponat als Zeichen der Dankbarkeit für die Arbeit, die geleistet wird, um das Gedächtnis an das DP-Lager Föhrenwald lebendig zu halten.

Der Koffer ist gezeichnet von zahlreichen Reisen und trägt die Spuren der Zeit. Hebräische Buchstaben, die kunstvoll ins Metall geritzt sind, erinnern an die Herkunft und die Lebensgeschichte seiner Besitzerin. Im Jahr 1947, als Amalya und ihr Mann Gedalyahu Lachman im DP-Lager Föhrenwald lebten, war dies ein Ort, an dem viele überlebende Juden eine neue Hoffnung fanden. Shai selbst wurde dort geboren, was zeigt, wie weitreichend die Lebenswege seiner Eltern waren.

Ein bewegtes Leben

Die Erzählungen von Amalya Lachman beschäftigen sich nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit den Herausforderungen, die ihre Familie überwindet. Als Shai Lachman, der im Jahr 1947 zur Welt kam, über die Narben seiner Mutter nachfragte, erfuhr er, dass diese von einem Hund stammen. Die Wahrheit war jedoch tragischer: Der Hund wurde von Nazis auf sie gehetzt. Amalya, die ursprünglich als Maria Krug in Polen lebte, gab sich während des Krieges als Christin aus, um zu überleben.

Ihre Erlebnisse sind aufschlussreich und zeugen von dem ständigen Überlebenskampf jener Zeit. Shai sackte daher die Verantwortung auf sich, das Erbe seiner Mutter zu bewahren und dessen Bedeutung für die Nachwelt zu dokumentieren. Dies fand seinen Ausdruck in einem bewegenden Interview, das Amalya 2007 der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gab. Dort schilderte sie unter anderem, wie sie während des Krieges Gefahr lief, enttarnt zu werden und wie sie schließlich über Umwege ins DP-Lager Föhrenwald gelangte, wo sie Gedalyahu heiratete.

Gedalyahu Lachman, ein weiterer Überlebender, hatte bereits vor seiner Ankunft im Lager eine dramatische Geschichte hinter sich. Nach Jahren des Leidens und zahlreicher Gefahren überlebte er Zwangsarbeit und das Gestapo-Gefängnis. Es ist kein Wunder, dass er nach dem Krieg zum Leiter des DP-Lagers ernannt wurde. Shai beschreibt ihn als „Genie“, ein Mann, der mit seinen Fähigkeiten und Charisma das Leben vieler Menschen rettete und ihnen einen neuen Beginnen in Israel ermöglichte.

Ein Zeichen der Erinnerung

Die Übergabe des Koffers an das Badehaus ist für Shai Lachman mehr als nur ein symbolischer Akt. Es ist das Bemühen, die Erinnerungen und Geschichten seines Wegethalters für zukünftige Generationen zu bewahren und zu dokumentieren. „Es war eine harte Entscheidung“, sagt Lachman. Der Koffer sei der letzte materielle Besitz seiner Eltern aus der Zeit in Föhrenwald. Dennoch empfindet er es als passend, dass der Koffer nun in der Sammlung des Museums einen Platz findet. „Damit schließt sich ein Kreis“, erklärt er weiter.

Das Badezimmer ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch einer aktiven Aufklärung. Shai Lachman sieht sich und andere in der Verantwortung, die Schrecken des Holocausts nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, insbesondere in Anbetracht des wieder zunehmenden Antisemitismus. „Das Team um Sybille Krafft leistet eine wichtige und großartige Arbeit“, betont er, in Erinnerung an die es notwendigen sind, diese Geschichten immer wieder zu erzählen und aufzuklären.

Als Lachman den Koffer im Museum deponiert, findet er ein Bild seiner Eltern an der Wand. Es zeigt ihn damals als lächelndes Baby. Diese Momentaufnahme ist für ihn wie ein Zeichen, dass die Vergangenheit, so schwer sie auch war, nie ganz verloren geht und weiterhin wichtig ist.

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"