Neubrandenburg

Demenz im Verborgenen: Helga L. und der schleichende Verlust der Erinnerung

Die erschütternde Geschichte von Helga L., die im Alter von 70 Jahren ihre Demenzdiagnose vor ihrer Familie geheim hielt, offenbart, wie diese tückische Krankheit nicht nur die Betroffene, sondern auch ihre Angehörigen in einen emotionalen Strudel zieht, während der Welt-Alzheimer-Tag dazu aufruft, über die Herausforderungen und Ängste dieser unheilbaren Erkrankung zu sprechen.

Das Thema Demenz ist oft umstritten und wird von vielen Menschen als Tabu betrachtet. Helga L., eine Frau in ihren Siebzigern, hat ihrer Familie lange Zeit vorenthalten, dass sie an dieser schweren Erkrankung leidet. Es war erst die offizielle Diagnose, die es ihrem Ehemann und ihren Kindern ermöglichte, vergangene Verhaltensänderungen zu verstehen und einzuordnen.

Im Gespräch mit ihrem Sohn wird deutlich, wie sich die Krankheit schleichend auswirkte. „Es fing damit an, dass sie nicht mehr lächelte“, sagt er. Zunächst merkten die Angehörigen, dass sie sich seltener über kleine Dinge freuen konnte, die ihr früher Freude bereiteten. Bald folgten Wortfindungsstörungen, die ihren Kommunikationsstil erheblich veränderten. Sie war einst eine aufmerksame Zuhörerin, und nun fielen ihr im Gespräch oft wirre Bemerkungen ein. Das Bild des „Honigs im Kopf“, das in einem Film beschrieben wird, passt gut zu dem, was sie durchlebt.

Ein unbekannter Feind

Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland sind schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, wobei Helga L. an der Alzheimer-Demenz leidet. Diese Form führt schrittweise zu einem Abbau von Nervenzellen im Gehirn und schränkt Gedächtnis und sprachliche Fähigkeiten stark ein. Die Sorgen und Ängste, die mit dieser Diagnose einhergehen, bleiben nicht nur beim Patienten, sondern betreffen auch alle Angehörigen.

Der Ehemann von Helga L. hatte zunächst nicht realisiert, dass seine Frau an einer ernsten Krankheit leidet. Er dachte, dass sie einfach alt wird und nahm die Veränderung nicht ernst. Plötzlich war er aber an der Reihe, viele alltägliche Aufgaben zu übernehmen, die zuvor in der Verantwortung seiner Frau lagen. in guten und in schlechten Tagen füreinander da zu sein, hatte das Paar einst geschworen. Dennoch wird der Ehemann von den Ratschlägen der Mediziner begleitet, sein eigenes Leben zu führen und nicht völlig aufzugeben.

Verborgene Ängste und Gesprächsbedarf

Im Rahmen ihrer noch klaren Momente zeigt Helga L. oft Verständnis und manchmal sogar Ärger über ihre eigene Situation. Aber es gibt auch Gespräche über Vollmachten und Vermögensfragen, die sie in große Sorge versetzen: Hat jemand Interesse an ihrem Geld, oder droht ihr gar der Umzug in ein Pflegeheim? Solche dysfunktionalen Gedanken führen nicht selten zu verletzenden Aussagen, die sie früher nicht geäußert hätte. Der Sohn merkt an, dass es einen erkennbaren Bedarf für Demenzberatung gibt. Solche Beratungen könnten den Angehörigen helfen, diese emotionalen Belastungen zu minimieren.

Die Familie hat großartige Unterstützung, unter anderem von Mandy Freimark, einer Fallmanagerin vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Sie trägt dazu bei, dass die Angehörigen nicht alleine mit ihren Herausforderungen dastehen. Auch Gespräche mit Gleichgesinnten, die ähnliche Kämpfe führen, bieten Halt und Perspektive.

Zusätzlich wird in Neubrandenburg anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages, der jedes Jahr am 21. September gefeiert wird, eine „Woche der Demenz“ organisiert. Hier bei uns in Mecklenburg-Vorpommern finden zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter in Greifswald, Parchim und Rostock. Diese Aktionen haben zum Ziel, Information und Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen bereitzustellen.

Für den 16. September wird im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum ein Event unter dem Motto „Essen gegen Vergessen“ angeboten, wo das Teamerlebnis und gemeinsames Zubereiten im Mittelpunkt stehen.

Zahlreiche Initiativen und Unterstützungsangebote sind in der Stadt und Umgebung zu finden. Eine detaillierte Übersicht über die aktuellen Veranstaltungen und Angebote ist zu finden auf www.nordkurier.de.

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