Ein bemerkenswerter Vorfall hat das Justizsystem von Ontario in Aufruhr versetzt. Ein Gericht hat einen Fehler in der Verurteilung von Peter Khill, der 2016 einen jungen indigenen Vater tötete, öffentlich anerkannt. Der Fall sieht vor, dass Khill fälschlicherweise zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt wurde, nachdem der Richter Goodman versehentlich den falschen Urteilsspruch verlas. In einem Brief an das Berufungsgericht gab der Richter zu, dass dies nicht nur eine große Verwirrung, sondern auch eine schwere Ungerechtigkeit darstellt.
Im Rahmen des Prozesses gegen Khill hatte dieser den Notstand als Rechtfertigung für seine Handlung angeführt. Er gab an, dass er Handlungen zum Schutz seines Eigentums unternommen hatte. Der Richter Goodman erwähnte in seiner Erklärung, dass er sich erst bei der Urteilsverkündung bewusst wurde, dass er nicht den richtigen Spruch vorgetragen hatte, und zwar aufgrund einer Verwechslung mehrerer vorbereiteter Urteile.
Der Fehler und seine Auswirkungen
Der Richter erklärte, dass er durch den Druck der Öffentlichkeit und die vorangegangene intensive Urteilsphase möglicherweise verunsichert war. Ein Teil seiner Verantwortung als Richter besteht darin, Fehler zu erkennen und unverzüglich zu korrigieren. Er räumte ein, dass er Kollegen zu Rate gezogen hatte, die ihn davon überzeugt hatten, dass die verhängte Strafe von acht Jahren im Rahmen des akzeptablen Spektrums für ein Totschlagsdelikt liege. Der Richter war jedoch überzeugt, dass mildernde Umstände für Khill vorlagen, wie bspw. dessen Reue und seine bisher makellose Strafakte.
Kent Roach, ein renommierter Juraprofessor an der Universität von Toronto, äußerte sich zu diesem Vorfall und erklärte, dass er in seiner 35-jährigen Laufbahn noch nie einen vergleichbaren Fall erlebt habe. Für ihn ist es ein Zeichen dafür, dass das Justizsystem dringend reformiert werden muss. Die Unfähigkeit des Richters, seinen Fehler früher zu erkennen, wirft Fragen zur Fairness und Verlässlichkeit des gesamten Rechtsprozesses auf.
Khill wurde gegen Kaution freigelassen und wird nun die Möglichkeit haben, sein Urteil in einem Berufungsverfahren überprüfen zu lassen, das für Oktober angesetzt ist. Währenddessen wird seine Verteidigung ein vollständiges Freispruch oder ein neuer Prozess beantragen, da sie der Ansicht sind, dass die Umstände des Falles nicht mehr hinnehmbar sind und die Fehler des Richters schwerwiegende Auswirkungen auf Khills Leben haben könnten.
Khill’s Frau, Milly, zeigte sich über die Situation schockiert und stellte das Vertrauen in das Justizsystem in Frage. „Richter tragen eine große Verantwortung,“ sagte sie. Im Gegensatz dazu fordert die Tante des Opfers, Rhonda Johns, eine Beibehaltung der ursprünglichen Strafe. Sie glaubt, dass die Verurteilung gerechtfertigt ist, unabhängig von den Umständen. „Was ist falsch mit acht Jahren? Ob der Richter einen Fehler gemacht hat oder nicht, die Strafe sollte bestehen bleiben,“ äußerte sie sich kritisch.
Dieser Vorfall wirft nicht nur Fragen zur Fairness des Prozesses auf, sondern auch zur Relevanz der Maßnahmen, die das Justizsystem ergreifen muss, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in rechtliche Entscheidungen zu erhalten und zu fördern. Der Bridge zwischen Gerechtigkeit und öffentlichem Vertrauen wird immer fragile, wenn solche gravierenden Fehler ans Licht kommen. Für weitere Informationen zu diesem Fall ist ein Bericht bei ici.radio-canada.ca verfügbar.