Troisdorf. Am Kölner Platz in Troisdorf markiert eine eindrucksvolle Installation von 155 roten Kreuzen den Weg zu den Beratungsstellen des Frauenzentrums. Jedes dieser Kreuze symbolisiert eine Frau, die im Jahr 2023 durch ihren Partner oder Ex-Partner in Deutschland ihr Leben verlor. Diese eindringliche Gedenkaktion wurde anlässlich des Protesttags des Netzwerks NRW gegen Gewalt an Frauen organisiert, um auf das anhaltende Problem der Partnerschaftsgewalt aufmerksam zu machen.
Besonders markant sind die mit rotem Absperrband verrammelten Türen der Beratungsstellen in der Alten Poststraße und der Hospitalstraße. Auch in den sozialen Medien zeigen Frauen aus dem Rhein-Sieg-Kreis ihr persönliches Schicksal, indem sie Tafeln vor ihren Gesichtern halten. „Jedes Opfer ist eines zu viel“, erklärt die Leiterin des Frauenzentrums, Ilka Labonté, und verweist auf die besorgniserregenden Statistiken. In den letzten Jahren hat die Gewalt in Partnerschaften um 19,5 Prozent zugenommen. In Troisdorf wurden allein in diesem Jahr 174 Gewaltschutzfälle registriert, wobei die Dunkelziffer vermutlich noch höher ist.
Wichtige Forderungen der Beratungsstelle
Labonté betont, dass das geplante Gewalthilfegesetz, das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert ist, dringend verabschiedet werden muss. Doch seit der Sommerpause sind diese Pläne ins Stocken geraten. Es besteht die Gefahr, dass das Gesetz aufgrund laufender Haushaltsverhandlungen scheitert. „Das wäre ein Fiasko“, erklärt die Sozialpädagogin. „Unsere Beratungsstelle und das Frauenhaus sind ständigen Existenzängsten ausgesetzt. Seit 20 Jahren kämpfen wir, was uns Energie raubt, die wir eigentlich für unsere Arbeit benötigen“, sagt sie.
Labonté und ihr Team fordern mehr als nur Lippenbekenntnisse: „Das Gewalthilfegesetz darf nicht weiter in der Schublade liegen! Wir brauchen dringend mehr Plätze in Frauenhäusern, zusätzliche Frauennotrufe und mehr Beratungsstellen!“ Diese Forderungen sind nicht nur theoretischer Natur, sondern betreffen die Lebensrealitäten zahlreicher Frauen, die dringend Unterstützung benötigen.
Die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums sehen in dem Gesetz einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung der Situation von Frauen, die Gewalterfahrungen gemacht haben. „Die Zeit zum Handeln ist jetzt“, so Labonté. „Wir dürfen nicht zulassen, dass weitere Frauen Opfer von Gewalt werden, während die Politik tatenlos zusieht.“
Für weitere Informationen zu den Aktivitäten des Frauenzentrums und seinen Unterstützungsangeboten, können Interessierte die Website www.frauenzentrum-troisdorf.de besuchen.