Wittenberg

Friedrich Schorlemmer: Der unbequeme Friedensstifter aus Wittenberg stirbt

Der bekannte Bürgerrechtler und Theologe Friedrich Schorlemmer, der durch seine mutigen Aktionen für Frieden und Gerechtigkeit in der DDR berühmt wurde, ist nach langer Krankheit in einem Berliner Pflegeheim im Alter von 80 Jahren verstorben.

Am Montag, wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag, starb der bekannte Theologe, Publizist und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer nach langer Krankheit in einem Berliner Pflegeheim. Schorlemmer war eine herausragende Figur in der deutschen Bürgerrechtsbewegung und setzte sich insbesondere während der Zeit der DDR für Frieden und Gerechtigkeit ein.

Der gebürtige Wittenberger wurde 1944 in Brandenburg geboren und fiel bereits früh durch seine eigenwillige Art auf. Statt den Wehrdienst abzuleisten, entschied er sich aufgrund seiner pazifistischen Überzeugungen dazu, diesen zu verweigern. Sein Bildungshorizont war ebenfalls unkonventionell: Als Pfarrerskind musste er sein Abitur an einer Volkshochschule ablegen, bevor er in Halle Theologie studierte.

Ein Akt für den Frieden

Einen bemerkenswerten Beitrag zum Frieden leistete Schorlemmer am 24. September 1983 beim evangelischen Kirchentag in Wittenberg. Gemeinsam mit etwa 600 anderen Menschen witnesste er, wie der Kunstschmied Stefan Nau ein Schwert in eine Pflugschar verwandelte. Diese symbolische Handlung stellte den Wunsch nach Frieden und Abrüstung dar und wurde als „Schwerter zu Pflugscharen“ weltweit bekannt.

Schorlemmer war nicht nur ein Symbol des Friedens, sondern auch ein offener Kritiker des DDR-Regimes. Er war Teil einer oppositionellen Gruppe, dem Wittenberger Friedenskreis, und formulierte fünf Jahre später die „20 Wittenberger Thesen“, die Forderungen nach einer Demokratisierung der DDR beinhalteten. Diese Thesen waren 1988 eine klare Provokation für das autoritäre System der DDR.

Mit dem Fall der Mauer 1989 erlebte Schorlemmer seine große Chance. Er sprach auf der berühmten Demonstration am Alexanderplatz und war aktiv in der politischen Gestaltung der Zeit. Dabei blieb er jedoch seiner kritischen Haltung treu, indem er sich von der Partei „Demokratischer Aufbruch“ abwandte, als diese sich der CDU anschloss.

Ein Leben voller Widersprüche

Als Mann der Kirche war Schorlemmer einer der wenigen, die sich 1990 für die Rehabilitation ehemaliger SED-Mitglieder einsetzten. Seine Forderungen, wie die nach der Vernichtung von Stasi-Akten, stießen jedoch nicht immer auf Zustimmung. Er war bekannt für seine Streitbarkeit und hatte oft klare Meinungen, die nicht immer populär waren.

Die Fragen von Frieden und sozialer Gerechtigkeit waren entscheidend für sein Wirken. Wie sein Weggefährte Eckhard Naumann sagte, blieb Schorlemmer zeitlebens ein kritischer Beobachter der politischen Verhältnisse. Im Alter litt Friedrich Schorlemmer an Demenz und Parkinson und zog sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurück.

Sein Vermächtnis jedoch bleibt lebendig. Schorlemmer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Carl-von-Ossietzky-Medaille und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Trotz seiner zahlreichen Ehrungen erreichte er jedoch nie die höchsten politischen Ämter.

In den Erinnerungen vieler bleibt er aber als einer der eindrucksvollsten Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit in der deutschen Geschichte verankert, dessen Wirken über die Grenzen der Politik hinaus Wirkung gezeigt hat. Schorlemmer wird vielen als engagierter Vorkämpfer, Denker und Friedensbotschafter in Erinnerung bleiben, der sich mutig gegen Ungerechtigkeiten stellte, gleichgültig, ob sie aus der DDR oder einer anderen Institution stammten.

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