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Zukunft der Industrie: Deutschlands wirtschaftliche Weichen richtig stellen

In der VW-Krise, die am 4. September 2024 in Berlin durch Proteste der Mitarbeiter gegen Sparpläne angeheizt wurde, kritisiert der Kommentar von Martin Prem die reflexhaften Reaktionen der Politik und die falschen wirtschaftlichen Anreize, die die Zukunft des Unternehmensstandorts Deutschland gefährden.

In den letzten Monaten ist die deutsche Wirtschaft unter Druck geraten, und das sorgt für Spannungen, insbesondere bei Volkswagen. Während die Zukunft des Autokonzerns und seiner Mitarbeiter auf der Kippe steht, sieht sich die Politik mit wiederholten Rückmeldungen konfrontiert, die wenig konstruktiv erscheinen. Die gesellschaftliche Unruhe wird von reflexhaften Reaktionen der politischen Akteure begleitet, anstatt durch durchdachte Maßnahmen zu beruhigen.

Die Situation ist alarmierend: CSU-Chef Friedrich Merz gibt der Ampel-Regierung die Schuld an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die das Land plagen. Diese Schuldzuweisung stellt sich als wenig hilfreich dar, vor allem weil sie die Tatsache übersieht, dass seine eigene Partei ebenfalls ǘber viele Jahre hinweg Einfluss auf die Wirtschaftspolitik hatte. Währenddessen betont SPD-Minister Hubertus Heil das Ziel, sämtliche VW-Werke zu erhalten. Doch das Festhalten an überholten wirtschaftlichen Strukturen könnte eines der Hauptprobleme darstellen, das die gegenwärtige Misere verschärft.

Der Blick in die Zukunft: Anforderungsprofile der Wirtschaft

Es zeichnet sich ein Muster ab, das eindeutig zeigt: Sowohl Firmenleitungen als auch Politiker haben bei der Gestaltung der Unternehmenslandschaft viel falsch gemacht. Die zugrundeliegende Annahme, Deutschland könne sich allein durch den Automobil- und Maschinenbau auf dem internationalen Markt behaupten, ist eine gefährliche Illusion. Die wahre Wertschöpfung findet inzwischen in Bereichen statt, in denen Deutschland den Anschluss verloren hat, wie Elektronik, Software oder künstliche Intelligenz. Diese Branchen sind entscheidend für die Zukunft und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Umstand, dass viele talentierte junge Menschen in Deutschland innovative Ideen und unternehmerischen Elan besitzen. Dennoch werden sie häufig ausgebremst, nicht weil ihre Konzepte zum Scheitern verurteilt sind, sondern weil das Risiko des Scheiterns verfrüht zum Nachteil dieser vielversprechenden Initiativen führt. Das Festhalten an bestehenden Unternehmensstrukturen und die vermeintliche Sicherstellung von Arbeitsplätzen wird zwar oft als positiv betrachtet, kostet jedoch langfristig mehr Ressourcen als eine gezielte Unterstützung neuer Start-ups.

Im internationalen Vergleich wird deutlich, dass viele der heute führenden Unternehmen in den USA kaum unter den gleichen Bedingungen existieren könnten wie in Deutschland. Diese Tour durch die Vergangenheit in einem Klima von Missmut und Zorn gefährdet die künftige Innovationskraft. Ein kollektiver Lernprozess sollte unsere Prioritäten neu setzen und die notwendigen Ressourcen besser verteilen, anstatt die Energie in die Abwehrhaltung gegenüber anderen zu stecken.

Die gegenwärtige Lage von Volkswagen und die Herausforderungen, vor denen viele andere Unternehmen stehen, fordern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Strukturen und Strategien, die seit Jahren nicht ausreichend hinterfragt wurden. Anstatt die Verantwortung auf andere abzuwälzen, wäre es angebracht, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, um aus dieser Krise gestärkt hervorzugehen.

In diesen unsicheren Zeiten ist es wichtig, den Blick auf die Chancen zu richten, die vor uns liegen. Anstatt in festgefahrenen Denkmustern zu verharren, sollte die Politik einen frischen Ansatz zur Förderung von Innovation und Unternehmergeist verfolgen, um Deutschlands Zukunft nachhaltig zu sichern.

Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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