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20 Jahre für die Würde: Sigrun Hartung als Hospizbegleiterin

Sigrun Hartung, eine erfahrene Hospizbegleiterin aus Fuchsmühl, erzählt von ihren emotionalen Erlebnissen und den unerwarteten schönen Momenten, die sie in ihrer über 20-jährigen Tätigkeit am Sterbebett von Patienten erlebt hat.

In Fuchsmühl, einer kleinen Gemeinde in Deutschland, widmet sich Sigrun Hartung seit über 20 Jahren der begleitenden Sterbehilfe. Diese tatkräftige Hospizbegleiterin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in ihren letzten Lebensstunden nicht nur zu unterstützen, sondern auch eine Atmosphäre des Friedens und der Würde zu schaffen. Ihr Engagement zeigt sich nicht nur in ihrer Empathie, sondern auch in der akribischen Dokumentation ihrer Erfahrungen. Bei jeder Begleitung erstellt sie Protokolle, die oft die ausgeschnittenen Todesanzeigen der Verstorbenen enthalten. Diese persönlichen Aufzeichnungen bieten ihr die Möglichkeit, ihren eigenen Trauerprozess zu verarbeiten und die Geschichten der Menschen zu ehren, die sie begleitet hat.

Die Rolle einer Hospizbegleiterin ist für viele eine Herausforderung, das bestätigte auch Hartung. „Ich erlebe regelmäßig Momente der Trauer, aber auch solche voller Schönheit und Dankbarkeit. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, und es berührt mich zutiefst, Teil ihrer letzten Reise zu sein,“ beschreibt sie ihre Arbeit. Oft ist sie nicht nur Zeugin des Lebensendes, sondern auch der letzten Intimitäten zwischen den Familienangehörigen und den Sterbenden. Diese besonderen Augenblicke zeigen die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Mensch, selbst wenn die Zeit drängt.

Besondere Erlebnisse und Begegnungen

Hartung erinnert sich an viele eindrucksvolle Begegnungen, die sie im Laufe der Jahre mit verschiedenen Personen sammeln konnte. Besonders berührend sind die Momente, in denen Menschen sich verabschieden und ihren Liebsten letzte Worte mit auf den Weg geben. „In vielen Fällen gibt es Momente des Heilens, in denen alte Konflikte beigelegt werden“, so Hartung weiter. Die emotionale Verarbeitung solcher Augenblicke ist oft schmerzhaft, bringt aber auch große Stärke für die Hinterbliebenen.

Sie erzählt von einer Patientin, die in ihren letzten Stunden den Wunsch äußerte, ein Lied zu hören, das sie mit ihrer Familie verband. „Wir haben das Lied gemeinsam gehört und dabei spürte ich, wie ihre ganze Familie in diesen letzten Momenten verbunden war“, berichtet Hartung und strahlt dabei eine tiefe Dankbarkeit aus. Solche besonderen Erlebnisse geben ihr Kraft und zeigen den Sinn ihrer Arbeit, auch in schwierigsten Zeiten.

Die Bedeutung der Hospizbegleitung

Die Hospizbegleitung spielt eine entscheidende Rolle in der Gesellschaft, insbesondere für Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase mit unheilbaren Krankheiten konfrontiert sind und Unterstützung benötigen. „Es geht darum, den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen und ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen“, erklärt Sigrun Hartung. Das Ziel ist es, die Lebensqualität der Sterbenden zu verbessern und ihnen eine würdevolle Umgebung zu bieten. Ihre Erfahrung hat sie gelehrt, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten individuell sind und stets im Vordergrund stehen sollten.

Wann immer möglich, versucht Hartung, eine friedvolle und liebevolle Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Sterbenden und ihre Angehörigen wohlfühlen. Durch Gespräche, gemeinsame Erinnerungen und Rituale können Ängste abgebaut und das Abschiednehmen erleichtert werden. „Jeder Mensch verdient es, in Frieden zu gehen, umgeben von Menschen, die ihn lieben“, bringt sie ihre Überzeugung auf den Punkt.

Sigrun Hartungs Engagement in der Hospizarbeit ist von unschätzbarem Wert und erinnert uns daran, wie wichtig eine einfühlsame Begleitung in der letzten Lebensphase ist. Ihre Geschichten und Erlebnisse sind ein eindringlicher Beweis für die Kraft der Menschlichkeit und die Bedeutung des Mitgefühls. Die Arbeit einer Hospizbegleiterin ist mehr als nur ein Job – sie ist eine Berufung, die sowohl die Betreuerin als auch die Begleitenden tief bereichert.

Lebt in Mühlheim und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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