Fulda

Werk9 in Fulda: Insolvenz und Schicksal eines Traditionsunternehmens

Das Tischlerei-Unternehmen werk9 in Fulda stellt zum 30. September aufgrund der schweren Erkrankung des Geschäftsführers Marco Gretsch seinen Betrieb ein und beantragt Insolvenz, was die Kündigung aller 20 Mitarbeiter zur Folge hat und somit das Ende eines wichtigen lokalen Unternehmens markiert.

In einem überraschenden Schritt hat das Tischlerei-Unternehmen werk9 mit Sitz in Fulda-Galerie am Dienstag einen Insolvenzantrag gestellt. Der Betrieb, der für seine innovative Innenarchitektur und handwerklichen Leistungen bekannt ist, wird zum 30. September eingestellt. Hauptgrund für diese bedauerliche Entscheidung ist die schwere Erkrankung des Geschäftsführers Marco Wigbert Gretsch, deren Folgen weitreichende Auswirkungen auf die Firma haben.

Das Unternehmen werk9, das seit 2012 in der Paul-Klee-Straße angesiedelt ist, hat ein engagiertes Team von zwanzig Mitarbeitern beschäftigt. Für viele war die Schreinerei eine berufliche Heimat, in der sie leidenschaftlich an Projekten arbeiteten und hochwertige Möbel aus Vollholz herstellten. Anstelle finanzieller Schwierigkeiten, die oft bei Insolvenzen im Vordergrund stehen, sieht werk9 sich aufgrund des langfristigen Ausfalls des geschäftsführenden Gesellschafters gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen.

Der gesundheitliche Rückschlag für den Geschäftsführer

Marco Gretsch, der das Unternehmen vor 25 Jahren gegründet hat, sieht sich seit sieben Wochen in stationärer Behandlung. Diese unerwartete Wendung hat nicht nur die Geschäftstätigkeit von werk9 stark beeinträchtigt, sondern auch die Koordination von Aufträgen und Kundenbeziehungen, da Gretsch oft der zentrale Ansprechpartner war. „Unsere Auftragsbücher waren bis zum Frühjahr 2025 gefüllt“, erklärt Holger Oskar Junge, Prokurist von werk9, und verdeutlicht, dass die reibungslose Abwicklung der Geschäfte durch die plötzliche Krankheit stark gefährdet ist.

Die Ungewissheit über Gretschs Rückkehr ins operative Geschäft hat schließlich zu der Entscheidung geführt, die Firma aufzulösen. Gespräche über mögliche Übergaben an andere Tischlereien oder Partnerschaften blieben fruchtlos. Junge äußert sich bedrückt: „Der gesundheitliche Zustand von Marco hat uns keine andere Wahl gelassen.“ Zudem stellt der Prokurist fest, dass viele der Mitarbeiter bereits neue Jobangebote in Aussicht haben, was der Situation etwas Trost spenden könnte.

Ein Blick in die Zukunft der Tischlerei

Gabriele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, zeigt sich besorgt über die Situation von werk9 und betont die Verdienste Gretschs als Obermeister der Tischlerei-Innung. „Marco war ein toller Obermeister, der mit viel Respekt behandelt werden sollte“, sagt sie. Ihre Hoffnung gilt insbesondere seiner Gesundheit, da er über die Jahre das Innungsleben bedeutend geprägt hat.

Mit der Schließung von werk9 verlieren auch die 20 Mitarbeiter, darunter Schreiner, Innenarchitekten und Elektriker, ihre Arbeitsplätze. Die vier Auszubildenden werden in andere Betriebe integriert, was eine gewisse Erleichterung mit sich bringt. Junge hebt hervor, dass die Mitarbeiter in den letzten Jahren ein fantastisches Team bildeten, das mit Leidenschaft hochwertige Designlösungen schuf.

Vor der Tatsache, dass die Insolvenz nicht auf wirtschaftliche Probleme des Unternehmens zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf einen persönlichen Schicksalsschlag, hat das Unternehmen bis 2020 investiert, um sich für die Zukunft besser aufzustellen. Über eine Million Euro wurden in die Erweiterung und Modernisierung der Werkhalle gesteckt. Ein möglicher Investor könnte die Situation jedoch noch wenden. Gespräche mit zwei Interessenten sind für diesen Monat angesetzt, was dem Unternehmen vielleicht eine letzte Chance bieten könnte.

In der Region stehen Unternehmen jedoch unter Druck. Bei einer Umfrage der IHK Fulda gaben im vergangenen Jahr rund 25 Prozent der Unternehmen an, sich in einer schlechten Lage zu befinden, was auf die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit hinweist. Werk9 könnte somit ein Beispiel für die Herausforderungen sein, mit denen viele lokale Betriebe konfrontiert werden.

Die Herausforderungen für handwerkliche Betriebe in der Region

Die Situation von werk9 steht beispielhaft für die Schwierigkeiten, mit denen zahlreiche handwerkliche Betriebe derzeit in Fulda zu kämpfen haben. Während der Fachkräftemangel und steigende Kosten häufig als Hauptgründe für wirtschaftliche Probleme genannt werden, ist der Fall von werk9 eine Mahnung, wie schnell persönliche Schicksale die unternehmerische Landschaft beeinflussen können. Die Reaktionen der Branche, speziell in Bezug auf die Unterstützung von Gretsch und dessen Lebenswerk, zeugen von einem starken Zusammenhalt in der Handwerksgemeinschaft.

Die Insolvenz von werk9 wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland konfrontiert sind. Insbesondere im Handwerk gibt es zahlreiche Betriebe, die aufgrund von Personalmangel, erhöhten Materialkosten und den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie kämpfen. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hat wiederholt auf die erschütternde Lage vieler Handwerksbetriebe hingewiesen und die Notwendigkeit betont, sowohl die Fachkräfteausbildung als auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Laut einer aktuellen Umfrage von ZDH zu den Herausforderungen im Handwerk berichteten mehr als 70 % der Betriebe von Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Die Rolle von Insolvenzverfahren in der Unternehmenslandschaft

In Deutschland sind Insolvenzverfahren häufig notwendig, um Unternehmen eine Chance zur Sanierung zu geben. Laut Statista wurden im Jahr 2022 insgesamt 16.357 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland gezählt. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von finanziellen Schwierigkeiten bis hin zu plötzlichen Veränderungen in der Unternehmensleitung, wie es bei werk9 der Fall ist. Ein gut angelaufenes Insolvenzverfahren kann es Unternehmen ermöglichen, sich auf die wesentlichen Aspekte ihrer Tätigkeit zu konzentrieren, Schulden abzubauen und nach möglichen Investoren zu suchen, die eine Übernahme anstreben könnten.

Zukunft der Tischlerei-Branche in Deutschland

Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Tischlerei-Branche erwarten Experten in den kommenden Jahren eine Konsolidierung. Viele kleinere Betriebe werden voraussichtlich auf der Suche nach strategischen Partnerschaften sein oder sogar Fusionen in Betracht ziehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Laut einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Statista wird der Umsatz im Möbelbau bis 2025 voraussichtlich weiterhin wachsen, jedoch unter der Bedingung, dass die Unternehmen notwendige Anpassungen in der Produktion und im Kundenservice vornehmen.

Für die Mitarbeiter von werk9 bedeutet die Insolvenz nicht nur den Verlust ihrer Arbeitsplätze, sondern auch eine Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft. Es wird erwartet, dass viele in die Suche nach neuen Positionen in der region können. Die Tischlerei-Innung Fulda-Hünfeld ist bestrebt, diesen Prozess zu unterstützen, indem sie die betroffenen Mitarbeiter mit potenziellen Arbeitgebern zusammenbringt.

In Anbetracht der Vielzahl an Kleinstunternehmen und dem anhaltenden Fachkräftemangel wird es entscheidend sein, wie unternehmerische Träume und die Realität des Marktes in Einklang gebracht werden können. Die Schaffung einer robusteren Ausbildungsstruktur könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der Branche zu decken.

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