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Frust in Langenbach: Metzger kämpft gegen Stromnetzüberlastung

Ein Metzger aus Langenbach, Augustin Keller, kann trotz einer Investition von 250.000 Euro in seine Photovoltaikanlage seit 2022 seinen selbst erzeugten Solarstrom nicht nutzen, da die Überlandwerke Erding die Anlage während drohender Netzüberlastungen abstellen, was ihm erheblichen finanziellen Verlust bringt und die Diskussion um die Stromversorgungssäuberkeit im Kontext der zunehmenden Solarenergie-Nutzung weiter anheizt.

In der kleinen Gemeinde Langenbach ist ein lokaler Metzger, Augustin Keller, mit einer Herausforderung konfrontiert, die viele Betreiber von Photovoltaikanlagen kennen: Trotz seiner Investition in eine erhebliche Solaranlage muss er häufig auf seine eigene Energie verzichten. Dies geschieht, wenn das Stromnetz bei Sonnenschein überlastet ist und die Netzbetreiber, wie die Überlandwerke Erding, seine Anlage abstellen. Diese Situation führt zu finanziellen Einbußen und einer gewissen Ohnmacht gegenüber den Netzbetreibern.

Keller, der etwa 250.000 Euro in die Installation seiner PV-Anlage investiert hat, wollte ursprünglich die Energiekosten für seine Metzgerei in den Griff bekommen. Mit einer Leistung von 216 Kilowatt und einer jährlichen Erzeugung von 200.000 Kilowattstunden war das Vorhaben ein vielversprechender Schritt. Besonders an sonnigen Tagen plant er seine Betriebsabläufe so, dass er den größten Teil seines Strombedarfs selbst decken kann. Verändert haben sich seine Stromkosten signifikant; von einst 8.000 Euro sind sie auf 3.000 Euro gesunken. Doch die Hoffnungen wurden mit einer neuen, unerfreulichen Entwicklung getrübt.

Stromnetz überlastet: Zyklus der Abstellungen

Die Abstellungen seiner Solaranlage häufen sich. In den Monaten Mai und Juni 2024 konnte Keller an mehreren Tagen seine eigene Energie nicht nutzen – im Mai war die Anlage an 13 Tagen abgeschaltet. Diese Abstellungen geschehen immer dann, wenn eine hohe Anzahl von Solaranlagen im Netz eine Überlastung verursachen könnte. Laut einem Sprecher der Überlandwerke erhält man eine Anweisung vom Netzbetreiber Bayernwerk, wenn ein Engpass im Netz droht. „Wir müssen die Einspeiseleistung reduzieren“, so der Sprecher.

Maximilian Zängl, ein Sprecher von Bayernwerk, erklärte, dass die Zahl der neu angeschlossenen PV-Anlagen im Netz vor allem aufgrund des Booms an Solarenergie rasant gestiegen sei. Über 500.000 Anlagen seien mittlerweile verbunden, darunter 88.000 nur im letzten Jahr. Bei dieser Vielzahl könne es jedoch zu regionalen Engpässen kommen, die ein Eingreifen erforderlich machen. Und das geschieht nicht ohne Konsequenzen für die Betreiber.

Keller äußert seine Frustration über die Situation deutlich: „Jeden Tag, an dem ich die Anlage nicht nutzen kann, verliere ich rund 500 Euro, weil ich auf teuren Netzstrom zugreifen muss.“ Für ihn fühlt es sich an wie eine Enteignung. Trotz seiner Bemühungen, Lösungen zu finden, bleiben Gespräche mit den lokalen Energieversorgern ergebnislos. Ein Politiker von den Grünen hatte ihm zwar eine mögliche Entschädigung in Aussicht gestellt, jedoch gab es keine konkreten Informationen darüber, wie diese umgesetzt werden könnte.

Ein allgemeines Problem mit PV-Anlagen

Augustin Keller steht jedoch nicht alleine da. Marian Rappl, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, bestätigt, dass viele Betreiber von Solarstromanlagen unter ähnlichen Bedingungen leiden. „Die starren Netze sind nicht dafür ausgelegt, dass die erneuerbare Energie in solch enormen Mengen erzeugt wird. Es kann nicht immer der gesamte erzeugte Strom abtransportiert werden“, erläutert er.

Das Problem liegt nicht nur an der Anzahl der Anlagen, sondern auch an der technischen Infrastruktur. „Um sicherzustellen, dass bei Überlastung nicht das gesamte Netz zusammenbricht, sind wir gezwungen, solche Abstellungen durchzuführen. Es bleibt uns oft kein anderer Weg“, so Rappl. Er erklärt weiter, dass eine angemessene Lösung Zeit benötigen wird und dass der Ausbau von Speicherkapazitäten notwendig sei, auch wenn dies kostspielig und kompliziert ist.

Unabhängig von diesen Herausforderungen bleibt Keller optimistisch. Seine Überzeugung, dass Photovoltaik eine zentrale Rolle in der Energiewende spielt, ist ungebrochen. Er plant, weiterhin auf die ungerechten Abstellungen aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, dass auch andere in derselben Situation ihr Recht auf Nutzung des selbst erzeugten Stroms geltend machen.

Die Zukunft der Solarenergie

Fast jeder, der sich mit der Energiewende beschäftigt, erkennt die Wichtigkeit von erneuerbaren Energien an. Doch die Herausforderungen, mit denen Betreiber von Solaranlagen konfrontiert sind, zeigen die Notwendigkeit eines dringenden Umdenkens bezüglich der Netzinfrastruktur und der Handhabung von Stromüberschüssen. Die Meinungen und Ansichten über die effektive Nutzung von Solarenergie diversifizieren sich zunehmend, und es bleibt abzuwarten, wie schnell notwendige Lösungen implementiert werden können, um eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Verbraucher und den technischen Grenzen des Netzes zu finden.

Hintergrundinformationen zur Energiewende in Deutschland

Die Energiewende in Deutschland ist ein umfassendes Projekt, das darauf abzielt, die Energieversorgung des Landes nachhaltig zu gestalten. Ziel ist es, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung signifikant zu erhöhen und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Angesichts des Klimawandels und der Notwendigkeit, Treibhausgasemissionen zu senken, verabschiedete die Bundesregierung verschiedene Gesetze und Förderprogramme, um den Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu unterstützen.

In den letzten Jahren hat die Anzahl der installierten Photovoltaikanlagen in Deutschland stark zugenommen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) waren Ende 2022 in Deutschland über 2,5 Millionen Photovoltaikanlagen installiert, was eine Leistung von insgesamt 67 Gigawatt (GW) entspricht. Dies führte zu einer signifikanten Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien im Strommix, jedoch auch zu Herausforderungen wie den beschriebenen Netzüberlastungen.

Statistiken und aktuelle Daten zur Stromversorgung

In Deutschland lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2022 bei etwa 43 Prozent. Photovoltaikanlagen trugen dazu mit einem Anteil von rund 10 Prozent bei. Diese Dynamik führte jedoch auch zu einer Überlastung der Stromnetze, besonders an Tagen mit hoher Sonneneinstrahlung. Ein Bericht der Bundesnetzagentur beschreibt, dass jeder fünfte Betreiber von Photovoltaikanlagen bei der Einspeisung seines Stroms ins Netz vor Herausforderungen steht. In Bayern, wo Augustin Keller seine Metzgerei betreibt, ist dies besonders ausgeprägt durch die hohe Anzahl an Solaranlagen.

Die zunehmende Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz führt zu unterschiedlichen Belastungen verschiedener Netzabschnitte, was die Netzbetreiber vor erhebliche Herausforderungen stellt. Die Bundesnetzagentur schätzt, dass bis 2030 zusätzliche Investitionen von bis zu 100 Milliarden Euro notwendig sind, um die benötigte Netzkapazität zu gewährleisten.

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