München

Maire von Goris erneut in Haft: Ein Kampf gegen Justiz und Politik

Ein Haftbefehl wurde gegen den Bürgermeister von Goris, Arush Arushanian, erlassen, nachdem er sich geweigert hatte, nach einem Gerichtsurteil, das ihm das Ausüben öffentlicher Ämter für die nächsten fünf Jahre verbietet, zurückzutreten; dies geschah am 24. Juli 2023, was die rechtlichen und politischen Spannungen in Armenien weiter verschärft.

In Armenien steht die politische Situation in der Stadt Goris erneut im Fokus. Der Bürgermeister Arush Arushanian, 33 Jahre alt, sieht sich mit der Umsetzung eines Gerichtsurteils konfrontiert, das ihm verbietet, öffentliche Ämter zu bekleiden. Nach erheblichen rechtlichen Problemen, die im März 2022 zu einer Bewährungsstrafe führten, hat das Gericht entschieden, dass Arushanian für die nächsten fünf Jahre keine Position im lokalen Regierungen einnehmen kann.

Die Entscheidung des Gerichts wurde in mehreren Instanzen, einschließlich zweier Berufungsgerichte, bestätigt und trat am 24. Juli in Kraft. Allerdings lehnte der Stadtrat von Goris, der von Arushanians eigenem politischen Block kontrolliert wird, die Aufforderung des armenischen Justizministeriums ab, den Bürgermeister abzusetzen. Die Begründung des Rates lautete, dass in den armenischen Gesetzen keine Regelung zur Abberufung eines verurteilten Bürgermeisters zu finden sei.

Rechtsstreit und politische Spannungen

Das Justizministerium intervenierte daraufhin und beschuldigte Arushanian, gegen die Auflagen seiner Bewährungsstrafe verstoßen zu haben. Dies war die Grundlage für die Forderung, ihn wieder ins Gefängnis zu bringen. Der Vize-Minister der Justiz, Armenuhi Harutiunian, äußerte die Notwendigkeit, sich an Gerichtsurteile zu halten: „Niemand hat das Recht, sich einer gerichtlichen Entscheidung zu widersetzen.“

Arushanians Anwalt, Armen Melkonian, bezeichnete die Aktionen des Justizministeriums als rechtswidrig und verteidigte das Vorgehen des Stadtrats. Trotz der Aussage seines Anwalts über die Unrechtmäßigkeit der Situation, schien Arushanian in seinen letzten Äußerungen nicht in der Lage zu sein, sich klar von der politischen Opposition zu distanzieren. Stattdessen erklärte er, dass die Gerichte letzten Endes die Entscheidung treffen würden.

Hintergrund und politische Rivalität

Die Wurzeln der aktuellen Turbulenzen reichen bis zu den Unruhen nach den Parlamentswahlen im Juni 2021 zurück, bei denen Arushanian und andere Bürgermeister unter dem Vorwurf der politischen Verfolgung festgenommen wurden. Sie forderten die Absetzung von Ministerpräsident Nikol Pashinian und schlossen sich der oppositionellen Hayastan-Allianz an, die von dem ehemaligen Präsidenten Robert Kocharian gegründet wurde. Seither ist Arushanians Verhältnis zur Opposition jedoch unklar.

In den letzten zwei Jahren hat sich Arushanian kaum kritisch zu Pashinian geäußert, was Gerüchte nährte, er habe sich von der politischen Opposition entfernt. Er selbst sieht die gegen ihn gerichteten strafrechtlichen Maßnahmen nicht als politische Verfolgung, sondern stellte fest: „Ich bin kein Politiker.“ Diese Bemerkung überraschte viele, zumal sein Block bei den Kommunalwahlen in Goris im Jahr 2020 den Parteien von Pashinian deutlich überlegen war.

Die Entwicklungen in Goris verdeutlichen ein anhaltendes Machtspiel zwischen lokalen und nationalen Behörden. Arushanian, der seit 2017 im Amt ist, steht vor einer entscheidenden Phase seiner politischen Karriere. Ob er es schafft, sich gegen die gegen ihn gerichteten Vorwürfe durchzusetzen und im Amt zu bleiben, bleibt abzuwarten.

Politische Zukunft Goris‘

Die Situation in Goris stellt einen weiteren kritischen Moment im armenischen politischen Landschaft dar. Das Schicksal von Arushanian könnte nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die lokale Governance und die politische Dynamik in der Region von Bedeutung sein. Wie in vielen Ländern, wo politische Widerstände stark umkämpft sind, hat dieser Fall das Potenzial, weitreichende Auswirkungen zu haben. Während die rechtlichen Prozesse weitergehen, bleibt abzuwarten, welche politischen Linien sich auf lokaler sowie nationaler Ebene abzeichnen werden.

Politische Kontexte und Entwicklungen

Die Situation um Arush Arushanian spiegelt die komplexe politische Landschaft Armeniens wider. Der Premierminister Nikol Pashinian, der nach den umstrittenen Wahlen von 2021 an die Macht kam, sieht sich in gewisser Weise einer Spaltung gegenüber, die sich nicht nur in den politischen Institutionen, sondern auch in der Gesellschaft selbst manifestiert. Pashinian hat die Kontrolle über verschiedene Teile der Regierung und setzt sich dafür ein, die Ordnung aufrechtzuerhalten, während er gleichzeitig mit der Opposition konfrontiert ist, die ebenfalls wichtige politische Positionen innehält.

Arushanian, der Goris seit 2017 führt, war ursprünglich Teil der Protestbewegung, die nach der „Samtenen Revolution“ von 2018 unter Pashinian an Bedeutung gewann. Doch die Entwicklung hin zu seinen bevorstehenden rechtlichen Schwierigkeiten zeigt, wie fragile politische Allianzen in Armenien sein können. Der Widerstand gegen die Regierung und die Forderung nach der Entlassung Pashinains durch die Opposition lässt sich auf das Misstrauen in Bezug auf dessen Führung zurückführen, insbesondere im Kontext des andauernden Konflikts mit Aserbaidschan sowie beunruhigenden wirtschaftlichen Herausforderungen.

Rechtliche Herausforderungen und ihre Implikationen

Die rechtlichen Probleme von Arushanian werfen grundlegende Fragen über das Justizsystem und die Rechtsstaatlichkeit in Armenien auf. Der Vorwurf, dass die politischen Verhältnisse die Justiz beeinflussen, ist im Kontext von Arushanians Fall besonders relevant. Trotz der Entscheidung des Gerichtes, das ihn von öffentlichen Ämtern ausschloss, haben die Reaktionen der politischen Akteure im Rat von Goris verdeutlicht, dass der Widerstand gegen staatliche Maßnahmen stark bleibt.

Die Tatsache, dass der Rat, der von Arushanians Unterstützern kontrolliert wird, die Anweisung zur Absetzung des Bürgermeisters ignoriert hat, wirft ein Licht auf die Spannungen zwischen den verschiedenen Ebenen der Regierung. Juristen fordern daher eine Klärung der lokalen Gesetze, um solche Situationen in der Zukunft zu vermeiden. Die Gleichung zwischen politischer Loyalität und rechtlichen Verpflichtungen ist in Armenien eine ständige Herausforderung, insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen in der politischen Arena.

Öffentliche Wahrnehmung und Reaktionen

Die öffentliche Wahrnehmung des Falles Arushanian ist ambivalent. Viele Bürger scheinen die Entscheidung des Rates, den Bürgermeister in seinem Amt zu belassen, zu unterstützen; dies könnte als Ausdruck eines Widerstandes gegen die Zentralregierung und die durch Pashinian vermittelte politische Ordnung interpretiert werden. Gleichzeitig gibt es Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit und der Notwendigkeit, die öffentlich-rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten.

Befragungen deuten darauf hin, dass die armenische Bevölkerung gespalten ist, was die Loyalität gegenüber ihren politischen Führern und die Erwartungen an die Justiz betrifft. Eine Umfrage, veröffentlicht von der International Republican Institute (IRI), zeigt, dass viele Armenier die politische Stabilität als kritisches Thema ansehen, wobei die Hälfte der Befragten angibt, dass sie an eine tiefgreifende Reform der Regierung glauben, um künftige Fehlentscheidungen zu verhindern. Diese Meinungsverschiedenheiten werden auch in sozialen Medien reflektiert, wo Nutzer überwiegend ihre Unterstützung oder ihre Kritik an Arushanian und seinen Handlungen äußern.

Künftige Entwicklungen

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Der Fall könnte mögliche Präzedenzfälle für ähnliche Situations in der armenischen politischen Landschaft schaffen, während der Druck auf Arushanian weiter wächst. In jedem Fall wird die Reaktion der Justiz auf die möglicherweise eskalierenden Konflikte innerhalb der Gemeinde Goris und auf die breiteren politischen Spannungen in Armenien von Bedeutung sein. Viele Beobachter werden daher darauf achten, wie das Gericht letztendlich über die strittigen Punkte entscheiden wird und ob diese Entscheidungen die öffentliche Meinung oder das Vertrauen in die Regierung nachhaltig beeinflussen können.

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