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Lavaströme und Erdbeben: Island erlebt sechsten Vulkanausbruch binnen neun Monaten

Am Donnerstagabend begann auf der Reykjanes-Halbinsel in Island der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten, der nach einem starken Erdbeben spektakuläre Lavafontänen erzeugte und zur vorsorglichen Evakuierung des nahegelegenen Fischerorts Grindavík führte, was für die Infrastruktur und den Tourismus der Region von großer Bedeutung ist.

Reykjavik (dpa) – Auf der atemberaubenden Island-Halbinsel Reykjanes ereignete sich am Donnerstagabend ein neuer Vulkanausbruch, der eindrucksvolle Szenen bot. Dies war bereits der sechste Ausbruch innerhalb der letzten neun Monate und lieferten beunruhigende, aber auch faszinierende Bilder von sprudelnder Lava, die aus der Erde strömte. In einem Livestream des isländischen Rundfunksenders RÚV war zu sehen, wie glühende Lava aus einem etwa vier Kilometer langen Erdriss quoll. Vor dem Ausbruch registrierte das Wetteramt ein kräftiges Erdbeben, das selbst bis in die Hauptstadt Reykjavik zu spüren war.

Zeugen des Ereignisses berichteten von einem Schauspiel, das den Boden wie einen Reißverschluss aufreißen ließ. Eine Gaswolke, die mit intensiver Hitze gesättigt war, schoss einen Kilometer hoch in den Nachthimmel und schuf ein faszinierendes Schauspiel aus orange leuchtenden Lava-Adern, die sich über die erkalteten Überreste früherer Ausbrüche legten.

Evakuierung von Grindavík

Infolge der Eruption wurde der Fischerort Grindavík, nur 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik gelegen, vorsorglich evakuiert. Diese 4.000-Einwohner-Gemeinde hat in der Vergangenheit schon unter ähnlichen Naturereignissen gelitten, als im Januar Häuser durch die Lavamassen zerstört wurden. Obwohl die glühende Lava bei diesem Ausbruch nicht in Richtung Grindavík zu fließen schien, warnen Experten, dass es zu früh für eine Entwarnung ist, nachdem die Küstenwache das Gebiet aus der Luft überwacht hatte.

Unweit von Grindavík befindet sich der internationale Flughafen von Keflavík, der sich ebenfalls auf der Reykjanes-Halbinsel befindet. Bisher scheint der Flugbetrieb durch die vulkanischen Aktivitäten nicht beeinträchtigt zu sein. Auf der Webseite des Flughafens wurde erklärt, dass die Starts und Landungen ungestört stattfinden können.

Die Naturgewalten der Reykjanes-Halbinsel

Die ablaufenden Vulkanausbrüche auf dieser Region sind keine neuen Phänomene, da sie durch mehrere unterirdische Magmakammern bedingt sind. Nach einer langen Ruhezeit von fast 800 Jahren gab es im März 2021 die erste Eruption, gefolgt von zahlreichen weiteren Ausbrüchen. Allein seit Dezember 2023 gab es bereits sechs Eruptionen. Forscher prognostizieren, dass diese Serie noch viele Jahrzehnte andauern könnte, auch wenn sich die Situation nach jeweils wenigen Tagen wieder beruhigt hat.

Entgegen den Erwartungen eines klassischen Vulkanausbruchs mit hohen Aschewolken, handelt es sich bei den Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel um Spalteneruptionen. Diese Art der Eruption führt in der Regel nicht zu massiven Ascheemissionen, wie es beispielsweise beim Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 der Fall war, der den internationalen Flugverkehr für viele Tage lahmlegte. Bei den aktuellen Geschehnissen bleibt der Flugverkehr jedoch ungestört.

Die Ausbrüche werden oft von Erdbeben begleitet, und das Wetteramt hatte in den letzten Wochen wiederholt vor einem drohenden Ausbruch gewarnt. Eine zunehmende Anzahl von Erdbeben deutete auf die Ansammlung von Magma unter der Erdoberfläche hin, was die Aktivitäten in dieser Region noch gefährlicher macht.

Überwachung und Vorsorgemaßnahmen

Der Ausbruch und die damit verbundenen Aktivitäten bringen nicht nur einzigartige Naturphänomene mit sich, sondern können auch erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur der Region haben. Einrichtungen wie das beliebte Geothermalbad Blaue Lagune mussten bereits vorübergehend schließen, um Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten. Experten halten es für unerlässlich, die Situation genau zu beobachten und gegebenenfalls Evakuierungen durchzuführen, sollten sich die Lavaströme weiter bewegen.

Die Ereignisse auf der Reykjanes-Halbinsel sind ein faszinierendes Beispiel für die unberechenbaren Kräfte der Natur. Vulkanausbrüche sind nicht nur Naturschauspiele, sie zeigen auch die dynamischen Prozesse, die unter unseren Füßen ablaufen. Die Wissenschaft wird weiterhin aufmerksam sein, um den Verlauf dieser Eruptionen zu überwachen und die Sicherheit der Bewohner sowie Besucher zu gewährleisten.

Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island sind nicht nur geologisch faszinierend, sondern sie werfen auch Fragen bezüglich der Umwelt und der Sicherheit der Anwohner auf. Die Reykjanes-Halbinsel ist ein geothermisch aktives Gebiet, in dem sowohl die geologischen als auch die klimatischen Bedingungen Einfluss auf die Region nehmen. Bedeutende Veränderungen können aufgrund der Eruptionen auftreten, sowohl in der Natur als auch in der menschlichen Infrastruktur.

Ein weiterer Aspekt sind die geophysikalischen Messungen, die während der Eruptionen durchgeführt werden. Wissenschaftler nutzen diese Daten, um Muster in den Erdbewegungen zu verstehen und künftige Aktivitäten besser vorhersagen zu können. Der Vulkanismus auf der Reykjanes-Halbinsel hat eine lange Geschichte, die bis in die Vergangenheit zurückreicht. Diese Region war für die Isländer über Jahrhunderte hinweg von großer Bedeutung, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich.

Aktuelle geologische Bedingungen

Die geologischen Eigenschaften der Reykjanes-Halbinsel resultieren aus der Plattentektonik, insbesondere der Divergenz zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Platte. Dies führt zu einer ständigen Bewegung der Erdkruste und beeinflusst sowohl die vulkanische Aktivität als auch die Häufigkeit von Erdbeben.

Im Jahr 2021 erlebte die Region einen signifikanten Wandel, als die ersten Spalteneruptionen nach fast 800 Jahren Stille auftraten. Forscher erklären, dass sich dieses System nicht nur auf die Vulkanaktivität beschränkt, sondern auch die hydrothermischen Ressourcen in der Region betrifft. Diese Geothermalressourcen sind wichtig für die Energieversorgung Islands und bieten Potenzial für nachhaltige Energieerzeugung.

Vulkanologische Überwachung

In Island wird die vulkanologische Überwachung von mehreren Institutionen koordiniert, einschließlich des isländischen Wetteramts und des Instituts für Erdwissenschaften an der Universität Island. Diese Organisationen arbeiten zusammen, um kontinuierliche Daten zu sammeln, die es ermöglichen, Eruptionen vorherzusagen und frühzeitig Warnungen auszugeben. Zum Beispiel überprüft das Wetteramt regelmäßig die seismischen Aktivitäten und die Bodendeformation, die auf die Ansammlung von Magma schließen lassen.

Dennoch ist die Vorhersage genau, da viele Faktoren eine Rolle spielen können. Experten betonen, dass der Vulkanismus auf der Reykjanes-Halbinsel einzigartig ist und daher spezifische Kenntnisse und Techniken in der Überwachung erfordert, um die Gefahren für die Bevölkerung zu minimieren und die Infrastrukturen zu schützen. Genauere Daten, wie etwa das Volumen der austretenden Lava und die Ausbreitung der Gaswolken, sind entscheidend für das Krisenmanagement während aktivem Vulkanismus.

Vergleich mit früheren Ausbrüchen

Ein bemerkenswerter historischer Vergleich ist der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Während dieser Eruption kam es zu einer massiven Aschewolke, die den europäischen Flugverkehr über mehrere Wochen beeinträchtigte. Im Gegensatz dazu sind die aktuellen Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel typischerweise durch die auslaufende Lava gekennzeichnet, was weniger Auswirkungen auf den Flugverkehr hat.

Beide Ereignisse verdeutlichen jedoch die Herausforderungen, mit denen die isländische Regierung und die Behörden im Bereich des Notfallmanagements konfrontiert sind. Während Eyjafjallajökull zu einer globalen Transportkrise führte, konzentrieren sich die aktuellen Bemühungen mehr darauf, lokale Gemeinden zu schützen und die Auswirkungen auf die Infrastruktur zu minimieren.

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