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Fusion der Dominikaner Provinzen: Ein Neuanfang für den Orden in Deutschland

Die Dominikaner in Deutschland haben Ende Januar 2024 ihre zwei deutschsprachigen Provinzen fusioniert, um Herausforderungen wie den Mangel an Berufungen und die kirchliche Krise zu begegnen, was mit der Schließung des traditionsreichen Klosters in Worms und der Entscheidung, die Identität und Vielfalt innerhalb des Ordens zu fördern, einhergeht.

Die Fusion der Dominikanerorden in Deutschland ist ein bedeutendes Ereignis, das die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Ordens stellt. Ende Januar wurden die norddeutsche Provinz Teutonia und die süddeutsch-österreichische Provinz vom heiligen Albert zusammengelegt. Diese Entscheidung trifft nicht nur die Mitglieder des Ordens, sondern auch die Kulturausprägung des dominikanischen Lebens in Deutschland und Österreich. In einem Interview mit Pater Peter Kreutzwald, dem neuernannten Provinzial, äußert sich dieser zu den Beweggründen und den emotionalen Herausforderungen dieser Zusammenführung.

Die Gründe für die Fusion sind vielfältig, doch im Kern steht der gesunkene Zulauf an neuen Berufungen sowie die abnehmende Zahl an Katholiken im allgemeinen. Diese Herausforderungen sind nicht neu, da viele religiöse Orden mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind. Die Entscheidung, das Kloster in Worms aufzugeben, ist besonders schmerzhaft, da dieser Ort fast 800 Jahre Teil der dominikanischen Geschichte ist. Besonders für Kreutzwald, der dort sein Noviziat absolvierte, bedeutet dieser Schritt mehr als nur die Schließung eines Ortes. Er beschreibt die Traurigkeit, die die Brüder verspüren, vor allem aufgrund der persönlichen Bindungen, die über viele Jahre hinweg entstanden sind.

Emotionale und administrative Herausforderungen der Fusion

Die Fusion war nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch eine emotionale. Kreutzwald erklärt, dass die beiden Provinzen zuvor bereits in der Ausbildung eng zusammenarbeiteten, was als Vorteil für den Integrationsprozess angesehen werden kann. Jedoch bleibt die Herausforderung, die verschiedenen kulturellen Ausprägungen der ehemaligen Provinzen zusammenzubringen. So gibt es Unterschiede in der liturgischen Praxis, die es zu überwinden gilt. „Ich sehe die liturgischen und theologischen Unterschiede als Reichtum“, sagt Kreutzwald und weist auf die Notwendigkeit hin, das gegenseitige Kennenlernen der Brüder zu fördern. Auf diese Weise möchte er sicherstellen, dass die Vielfalt innerhalb der neugegründeten Provinz nicht nur akzeptiert, sondern auch geschätzt wird.

Er betont auch, dass die Schließung des Klosters in Worms nicht das Ende bedeutet, sondern den Beginn eines neuen Kapitels. Die Brüder müssen sich auf die Veränderungen einstellen, lernen, miteinander umzugehen und das Beständige im Fluss der Zeit zu sehen. Ein eindrucksvolles Beispiel für einen geplanten gegenseitigen Austausch ist die Einladung an alle Konvente, Ausflüge zu anderen dominikanischen Gemeinschaften zu unternehmen. Dies soll helfen, das Miteinander zu stärken und neue Verbindungen zu schaffen.

Die Zukunft der Dominikaner in Deutschland

Die Zukunft blicken die Dominikaner in Deutschland optimistisch. Kreutzwald bekräftigt, dass die Fusion kein Schlusspunkt sei, sondern ein entscheidender Schritt in einer langen Entwicklung. „Ich habe erkannt, dass internationale Kooperation einen immer höheren Stellenwert hat“, fügt er hinzu. Diese Entwicklung zeigt sich auch in den Gesprächen, die zwischen den europäischen Provinzialen geführt werden und die darauf hinweisen, dass viele Orden am Zusammenwachsen sind.

Ein wichtiger Aspekt für Kreutzwald ist, dass er als Provinzial darauf abzielt, den Brüdern mehr Freiraum zu geben, um ihre Talente und Charismen besser einzubringen. Vor der Fusion war die Personaldecke so dünn, dass viele Brüder zusätzliche Aufgaben übernehmen mussten, was zu Stress und Unzufriedenheit führen kann. Die Verbesserungen, die jetzt angestrebt werden, könnten den Brüdern neue Freude an ihrer Arbeit schenken und den Orden wieder attraktiver machen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Dominikaner stolz auf ihre lange Tradition sind, aber gleichzeitig bereit, sich den Herausforderungen der modernen Zeit zu stellen. „Wir müssen uns der Realität anpassen und dennoch unsere Identität bewahren“, fasst Kreutzwald zusammen und markiert damit den Weg, den der Orden in den kommenden Jahren einschlagen wird. Die Dominikaner könnten durch diese Veränderungen eine neue Blütezeit erleben, während sie gleichzeitig die Werte und die Spiritualität, die ihren Orden ausmachen, wachhalten.

Die Ausrichtung des Ordens in schwierigen Zeiten

Die gegenwärtigen Herausforderungen des Ordens reflektieren einen größeren Trend in der katholischen Kirche. Die Dominikaner sehen sich nicht alleine, sondern Teil eines umfassenderen Wandels, der viele religiöse Gemeinschaften betrifft. Kreutzwald hebt hervor, dass es weiterhin mehr Todesfälle als Neuzugänge gibt, doch gleichzeitig ist er optimistisch, dass es auch Mitglieder gibt, die bereit sind, sich dem Orden anzuschließen. Diese neuen Mitglieder könnten den Orden in eine hoffnungsvolle Zukunft führen, in der Tradition und Innovation Hand in Hand gehen.

Der Wandel der Ordenslandschaft in Deutschland

Die katholische Kirche in Deutschland sieht sich seit Jahren einem stetigen Rückgang an Mitgliedern und Berufungen gegenüber. Diese Situation zwingt Orden wie die Dominikaner dazu, ihre Strukturen und Standorte zu überdenken. In den letzten Jahrzehnten haben viele Orden und Gemeinschaften die Gründe für diesen Rückgang analysiert und angepasst, um weiterhin relevant zu bleiben. Laut der offiziellen Mitgliederstatistik der Deutschen Bischofskonferenz ist die Zahl der katholischen Gläubigen in Deutschland von 23,2 Millionen im Jahr 2000 auf 21,6 Millionen im Jahr 2022 gesunken. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Rekrutierung neuer Mitglieder und die Erhaltung von Klöstern und Gemeinschaften in den Städten.

Ein Blick auf andere Orden zeigt ähnliche Trends. Viele haben Fusionen vollzogen oder Standorte aufgegeben, um sich besser an die geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. In diesem Zusammenhang wurde die Entscheidung der Dominikaner, ihre beiden Provinzen zu fusionieren, als ein notwendiger Schritt zur Sicherung ihrer Zukunft betrachtet. Dabei bleibt wichtig, die Identität und Spiritualität zu bewahren, während man sich gleichzeitig den aktuellen Herausforderungen stellt.

Entwicklung von Berufungszahlen

Die Berufungszahlen für Ordensgemeinschaften in Deutschland zeigen einen abnehmenden Trend. Statistiken der Deutschen Bischofskonferenz besagen, dass die Zahl der Neuaufnahmen in Ordensgemeinschaften von 470 im Jahr 1990 auf nur 89 im Jahr 2021 gesunken ist. Diese Entwicklung spiegelt die gesellschaftlichen Veränderungen wider, die die Attraktivität des Ordenslebens für junge Menschen beeinflussen.

Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. Ein ansteigendes Durchschnittsalter der Kommunitäten, der Einzug modernster Lebensstile und die generelle Abkehr von traditionellen religiösen Praktiken tragen allesamt dazu bei. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für alternative Lebensmodelle, die individualistische Werte stärker betonen. Daher ist es für Orden wie die Dominikaner entscheidend, neue Wege zu finden, um junges Engagement zu fördern und neue Berufungen zu gewinnen.

Die Rolle der Ausbildung im Orden

Die Ausbildung innerhalb der Dominikanergemeinschaft hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, um die Bindung junger Leute an den Orden zu stärken. Die gemeinsame Ausbildung in den fusionierten Provinzen ist ein grundlegender Aspekt der Annäherung. Indem neue und alte Mitglieder die Möglichkeit haben, sich in einem stetig wachsenden Netzwerk von Mitschwestern und Mitbrüdern zu bewegen, soll das Gemeinschaftsgefühl gefördert werden.

Das gemeinsame Noviziat und die akademische Ausbildung in Wien sind ein Beispiel für diese Strategie. Bereits während der Ausbildungszeit sollen die Brüder eingebunden werden, um eine tiefere Verbindung zur Ordensgemeinschaft zu schaffen. Damit sollen gemeinsame Werte und Traditionen betont werden, die es den jungen Mitgliedern erleichtern, sich in die Strukturen des Ordens einzufinden.

In der Sitzung, auf die Provinzial Kreutzwald Bezug nimmt, wurden spezielle Programme entwickelt, um den Austausch zwischen den Brüdern zu fördern. Diese Maßnahmen sollen nicht nur kurzfristige Synergien schaffen, sondern auch langfristige Bindungen, die das zukünftige Wachstum des Ordens sicherstellen.

Zukunftsperspektiven des Dominikanerordens

Die Fusion der Provinzen hat nicht nur strukturelle, sondern auch spirituelle Dimensionen. Die Dominikaner setzen auf eine Stärkung des internationalen Austauschs, was zu einem einheitlicheren Auftreten in der Weltkirche führen könnte. Provinzial Kreutzwald betont, dass die Gemeinschaft bereit ist, sich an den neuen globalen Herausforderungen zu messen, in dem sie sowohl lokal als auch international zusammenarbeitet.

Die Dominikaner blicken ebenfalls auf die Möglichkeit, moderne Kommunikationsmittel und soziale Medien zu nutzen, um ihre Botschaften und Spiritualität zu verbreiten, besonders unter jüngeren Generationen. Dies könnte helfen, das Interesse an den dominikanischen Werten in einer schnelllebigen, digitalen Welt zu wecken. Indem sie auf ihre Traditionen bauen und diese mit zeitgenössischen Ansätzen verbinden, hoffen die Dominikaner, ihre Relevanz innerhalb der Kirche und der Gesellschaft besser zu sichern.

Die Erfolgsgeschichten anderer Orden, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert waren und innovative Lösungen fanden, könnten als Inspirationsquelle dienen. Nur durch aktives Handeln und die Bereitschaft zur Veränderung können Orden wie die Dominikaner in einer sich wandelnden Welt bestehen bleiben.

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