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4,4 Milliarden Menschen haben kein sicheres Trinkwasser – Studie zeigt Missstand

Eine aktuelle Studie zeigt, dass weltweit 4,4 Milliarden Menschen, insbesondere in Südasien und im subsaharischen Afrika, keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, was die Dringlichkeit für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und -verfügbarkeit unterstreicht.

Die alarmierende Tatsache, dass etwa 4,4 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die heute in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde. Diese Zahl ist doppelt so hoch wie die vorherige Schätzung und wirft grundlegende Fragen zur Wasserversorgung und Gesundheit auf. Die Forschung deckt erhebliche Lücken in den Gesundheitsdaten auf und zeigt auf, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung unter mangelhaften Bedingungen lebt.

Der Kontext des Wassermangels

Die Studie von Esther Greenwood und ihrem Team, die am Schweizerischen Federal Institute of Aquatic Science and Technology arbeitet, stellt fest, dass es dringend notwendig ist, die Situation zu verbessern. Greenwood erklärt: „Es ist inakzeptabel, dass so viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.“ Der Mangel an sicherem Trinkwasser ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern betrifft grundlegende Menschenrechte und die Gesundheit von Milliarden Menschen weltweit.

Schwierigkeiten bei der Datenerfassung

Ein großes Problem ist der Mangel an verlässlichen Daten zur Wasserqualität. Nur etwa die Hälfte der Weltbevölkerung hat Zugang zu Informationen über die Qualität ihres Trinkwassers. Greenwood betont: „Wir haben wirklich einen Mangel an Daten zur Trinkwasserqualität.“ Diese unzureichenden Informationen machen es schwierig, das volle Ausmaß des Problems genau zu erfassen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Unterschiedliche Ansätze zur Bewertung des Zugangs

Die Vereinten Nationen verfolgen seit 2015 den Zugang zu sicher verwaltetem Trinkwasser als Menschenrecht. Ihre zuvor verwendete Methode berücksichtigte nur, ob die Quellen „verbessert“ waren, was bedeutet, dass sie potenziell vor Kontamination geschützt waren. Dieses Kriterium führte jedoch dazu, dass 90 % der Weltbevölkerung als ausreichend versorgt galten. Die neue Studie verwendet hingegen detailliertere Umfragedaten von über 64.000 Haushalten aus 27 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zwischen 2016 und 2020.

Im Gegensatz dazu stützte sich das Joint Monitoring Programme (JMP) der WHO und UNICEF auf eine Vielzahl von nationalen Berichten und Haushaltsumfragen und kam im Jahr 2020 zu dem Schluss, dass 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser hatten. Das JMP bewertete jedoch den Zugang nach einem anderen Modell: Wenn ein Standort mindestens drei von vier Kriterien erfüllte, wurde angenommen, dass er sicheren Zugang hat.

Kognitive Dissonanz in den Schätzungen

Die unterschiedliche Methodik beider Studien hat zur Verwirrung beigetragen. Robert Bain von UNICEF stellt fest: „Es ist schwierig zu sagen, welche Schätzung genauer ist.“ Während das JMP viele Datenquellen kombiniert, weist es Einschränkungen in seiner Aggregation auf. Die neue Schätzung hingegen nutzt modernste Algorithmen zur Datenanalyse unter Berücksichtigung globaler Geodaten.

In Südasien und im subsaharischen Afrika leben laut der neuen Studie fast die Hälfte der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser. Dies zeigt einen klaren Trend hin zu einer regionalen Ungleichheit in Bezug auf grundlegende Ressourcen wie Wasser.

Innovative Lösungsansätze gefordert

Chengcheng Zhai von der University of Notre Dame hebt hervor: „Die Notwendigkeit einer genaueren Betrachtung der Wasserqualität wird immer deutlicher.“ Dies zeigt sich auch in dem dynamischen Charakter des Zugangs zu Wasser – ein Brunnen kann an einem Tag noch sicher sein und am nächsten verunreinigt werden. Daher müssen Ansätze zur Überwachung und Verbesserung des Zugangs adaptiv gestaltet werden.

Unabhängig davon bleibt festzuhalten: Ob nun zwei Milliarden oder vier Milliarden – die Herausforderungen sind erheblich und die Notwendigkeit zum Handeln drängt sich förmlich auf. Die Gewährleistung eines universellen Zugangs zu sauberem Wasser bleibt eine zentrale Herausforderung für Regierungen und Organisationen weltweit.

Dringender Handlungsbedarf für globale Gerechtigkeit

Es wird deutlich, dass trotz internationaler Bemühungen ein erheblicher Handlungsbedarf besteht, um den Menschenrechte im Bereich Wasser gerecht zu werden. Die Statistik verdeutlicht nicht nur eine humanitäre Krise; sie spiegelt auch tiefere soziale Ungleichheiten wider. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Verantwortung sicherzustellen, dass jeder Mensch Zugang zu diesem lebensnotwendigen Gut hat – ein Ziel, das bis 2030 erreicht werden sollte.

Hintergrundinformationen zur globalen Wasserkrise

Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein zentrales Anliegen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und wird als fundamentales Menschenrecht angesehen. Die Vereinten Nationen haben 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet, die das Ziel verfolgt, den Zugang zu sicherem und bezahlbarem Trinkwasser für alle bis 2030 zu gewährleisten. Diese Agenda setzt sich nicht nur für den physischen Zugang zu Wasser ein, sondern auch für dessen Qualität und Verfügbarkeit. Der Mangel an sicherem Wasser ist in vielen Teilen der Welt, insbesondere in Entwicklungsländern, ein ernstes Problem, das mit verschiedenen Faktoren wie Armut, unzureichender Infrastruktur und den Auswirkungen des Klimawandels zusammenhängt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF haben Schätzungen veröffentlicht, wonach über 2 Milliarden Menschen ohne sicheren Zugang zu Trinkwasser leben. Diese Situation hat erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, einschließlich eines erhöhten Risikos für wasserübertragene Krankheiten und eine Verschlechterung des allgemeinen Wohlstands.

Der Wasserzugang ist nicht nur eine Frage der Verfügbarkeit; er umfasst auch wirtschaftliche Aspekte. Viele Menschen in ländlichen oder einkommensschwachen Gebieten geben einen erheblichen Teil ihres Einkommens für Wasser aus, was die finanzielle Belastung erhöht.

Für detailliertere Informationen über die Herausforderungen im Bereich Wasserversorgung verweisen wir auf die Webseite der Weltgesundheitsorganisation.

Aktuelle Statistiken zur Wasserqualität

Die globale Wasserkrise wird durch eine Vielzahl von Datenquellen dokumentiert. Laut einer Untersuchung der WHO aus dem Jahr 2021 leben etwa 1 von 4 Menschen weltweit in Gebieten mit hohem Risiko für mangelnden Zugang zu sauberem Wasser. Zudem sind in vielen Regionen des globalen Südens rund 40% der Bevölkerung von Wassermangel betroffen.

Eine weitere Studie zeigt, dass in ländlichen Gebieten von Ländern wie Indien und Nigeria bis zu 80% der Wasserversorgung aus unsicheren Quellen stammen können. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit für nachhaltige Lösungen zur Verbesserung des Zugangs zu sicherem Wasser.

Die Daten zeigen auch regionale Unterschiede: In Südasien sind schätzungsweise 1,3 Milliarden Menschen betroffen, während im subsaharischen Afrika etwa 320 Millionen Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben.

Umfassende Informationen finden Sie auf der Webseite von UNICEF, wo detaillierte Berichte über Wasserversorgung und Hygiene bereitgestellt werden.

Expertise zur aktuellen Wassersituation

Fachleute wie Dr. Jamie Bartram, ein renommierter Experte im Bereich Wasserversorgung und Hygiene an der University of North Carolina, betonen die Dringlichkeit eines integrierten Ansatzes zur Bewältigung der globalen Wasserkrise. Er hebt hervor: „Um den Zugang zu sicherem Wasser für alle zu gewährleisten, müssen wir nicht nur in Infrastruktur investieren, sondern auch Gemeinschaften bei der Verwaltung ihrer Wasserressourcen unterstützen.“ Diese Perspektive wird von vielen anderen Experten geteilt, die betonen, dass langfristige Lösungen oft durch lokale Gemeinschaften erarbeitet werden müssen.

Zudem warnt Prof. David Kay vom Institute of Water and Environmental Management davor, dass ohne angemessene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wasserqualität „viele Fortschritte in Bezug auf Gesundheit und Wohlstand zunichtegemacht werden könnten.“ Diese Einsichten verdeutlichen den multifaktoriellen Charakter des Problems und die Notwendigkeit einer umfassenden Strategie.

Globale Initiativen zur Verbesserung des Wasserzugangs

Weltweit gibt es zahlreiche Initiativen zur Verbesserung des Zugangs zu sicherem Trinkwasser. Organisationen wie WaterAid arbeiten direkt mit Gemeinschaften zusammen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und die Infrastruktur zu verbessern. Ihre Programme umfassen unter anderem den Bau von Brunnen, Schulen über Hygienepraxis und das Angebot von Ausbildungsprogrammen für lokale Techniker.

Zudem fördern internationale Kooperationen wie das „Water for Life“-Programm der UN-Hauptversammlung gemeinsame Anstrengungen zwischen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), um innovative Technologien zur Bereitstellung von sauberem Wasser einzuführen.

Eine ausführliche Übersicht über verschiedene Programme finden Sie auf der Webseite von WaterAid.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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